Hausärzte sind keine Mediziner zweiter Klasse

Die Presse
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Die Machtverhältnisse haben sich geändert. Jungen Ärzten bietet man ein attraktives Umfeld oder sie gehen weg. Und der Hausärztemangel wird immer dramatischer.

Gibt es denn keine jungen Mediziner mehr, die sich gern und lange mit ihren Patienten unterhalten und sie über Jahrzehnte hinweg begleiten? Als erster und wichtigster Ansprecherpartner in allen Gesundheitsfragen, bei dem sämtliche Diagnosen zusammenkommen, und die ihre Patienten bei Bedarf auch zuhause besuchen? Doch, gibt es. Aber sie tun sich die undankbare, schlecht bezahlte Arbeit als Kassenhausarzt nicht mehr an, sondern gehen ins benachbarte Ausland oder eröffnen lieber Wahlarztordinationen. Mehr Freiheiten, mehr Prestige, mehr Geld. Wer würde da Nein sagen? Und wer würde ihnen das verübeln?

Außer den Gebietskrankenkassen, die über die Ärztekammer eine Hausarztstelle lieber 33 Mal (so geschehen in zwei Orten in Niederösterreich) erfolglos ausschreiben lassen, anstatt endlich das zu tun, was längst überfällig ist - und was sogar die Zuständigen in Wien, die nicht gerade für eine weitsichtige Gesundheitspolitik bekannt sind, begriffen haben. Nämlich das deutliche Anheben der Honorare der Hausärzte, damit sie ähnlich viel verdienen wie Fachärzte. Ansonsten verlieren wir sie. Alternativen haben sie genug. Man kann sie nicht unter Druck setzen, die Machtverhältnisse haben sich geändert. Sie entscheiden, wo, wann und wie sie arbeiten.

Eigentlich müsste man sogar einen Schritt weiter gehen und ganz neue Modelle einführen - beispielsweise Hausärzten die Möglichkeit einräumen, in ihren Ordinationen weitere Ärzte anzustellen und fortzubilden. Aber wie soll man das Leuten klarmachen, die für österreichweit 70 unbesetzte Stellen verantwortlich sind, und immer noch lieber jammern als zu handeln?

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