Mesut Özil und das miserable Krisenmanagement des DFB

Sportler dienen Politikern als Sympathieträger – besonders im Wahlkampf. Aber jedes Foto liefert eine Botschaft.

Politiker drängen immer ins Bild, wenn erfolgreiche Sportler gefeiert werden. Hände schütteln, Schulter klopfen: Ziel ist es, Nähe und Winner-Image zu kreieren. Oft hat der Star gar keine Chance, abzulehnen. Viel zu oft wird er auch dazu genötigt – immer wird die wahre Intention übersehen. Ist das Foto verschickt, ist die Botschaft transportiert. Der Politiker als Patriot, Freund – und Sieger.

Dass sich deutsche Fußballer wie Mesut Özil und Ilkay Gündoğan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan fotografieren ließen, spaltet Deutschland. Vor der WM, mitten in dessen Wahlkampf, wegen ihrer Wurzeln – all das ohne politische Botschaft? Das ist absolut unglaubwürdig. Sie nannten Erdoğan „meinen Präsidenten“, würden wieder Fotos mit ihm machen. Özil gab am Sonntag schließlich seinen Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bekannt.

Spielern die Schuld am WM-Aus anzulasten, ist bloß ein billiger Trick der Rechtspopulisten. Offenbar funktioniert Integration für sie wirklich nur dann, wenn Spieler mit Migrationshintergrund Tore schießen.

Dass der deutsche Fußballbund das Foto nicht sanktioniert hat, ist aber Zeugnis eines miserablen Krisenmanagements. Diesen Politbrei muss man jetzt aber auslöffeln. Joachim Löw muss für die Zukunft Regeln festlegen, wer sich mit wem fotografieren lassen darf. Verhaltensregeln, zum eigenen Schutz, zum Schutz eines Nationalteams. Wie im Kindergarten.

markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2018)

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