Buch über Islam in Schulen: Warum so viel an der Autorin liegt

Schüler.
Schüler.Clemens Fabry
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Hätte dieses Buch nicht eine bekennende „Linke“ geschrieben, wäre wohl vieles anders gekommen. Denn bei politischen Debatten zählt vor allem, von wem sie geführt werden.

Schon bemerkenswert, wie viel Zuspruch es für Susanne Wiesingers Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ gibt, in dem die Wiener Lehrerin ihre (oft negativen) Erfahrungen mit muslimischen Schülern schildert. Bemerkenswert deshalb, weil der Zuspruch von fast allen Seiten kommt, also beispielsweise auch von Menschen, die sich politisch eher links der Mitte einordnen würden und mit so einem alarmistischen Buchtitel eigentlich ihre Probleme haben müssten. Zu verdanken ist das einem Kunstgriff, den die Autorin von Anfang an perfekt anwendet – sei es, weil sie echt schlau ist, oder weil sie von einem extrem professionellen Medienteam betreut wird. Denn in kaum einem Interview lässt sie unerwähnt, dass sie ihr Leben lang eine „Linke“ war und nicht will, dass ihr Buch von rechten Gruppierungen und Parteien vereinnahmt wird, die an einer differenzierten Debatte nicht interessiert sind.

Damit wird wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist, von wem eine politische Aussage getätigt wird. Dass es also einen Unterschied macht, ob etwa ein ungarischstämmiger Journalist bzw. Politiker in Österreich die Politik in Ungarn kritisiert oder einer ohne Migrationshintergrund. Ersterer darf sich in der Regel schärferer Worte bedienen und genießt in diesem Kontext mehr Glaubwürdigkeit. Ein anderes Beispiel wäre eine Feministin, die die Rolle der Frauen in der #meToo-Bewegung kritisch kommentiert. Oder ein afghanischer Asylwerber, der unter afghanischen Asylwerbern Integrationsunwilligkeit beklagt.

Ist das fair? Natürlich nicht. Kann man etwas dagegen tun? Nicht wirklich. Und was heißt das nun für Susanne Wiesingers Buch? Dass es die höchstmögliche Aufmerksamkeit bekommen wird, die der österreichische Markt zu bieten hat. Nicht zu Unrecht, denn es ist einer der wertvollsten Beiträge zu diesem Thema seit Melisa Erkurts Artikel „Generation Haram“ in dem Magazin "Biber" vor zwei Jahren.

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