Woher nehmen Journalisten die Zeit zu twittern?

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Sie setzen täglich Dutzende Tweets ab, gehen aber gleichzeitig hauptberuflichen Tätigkeiten nach. Wie geht sich das aus?

Mindestens einmal am Tag taucht diese Frage irgendwo in den sozialen Medien auf, meist in negativem Kontext: Woher nehmen manche hauptberuflich beschäftigte Journalisten mit überdurchschnittlich viel Output die Zeit, um so viele Tweets abzusetzen? Es sind ja nicht nur die Tweets selbst, sie müssen dann auch die entfachten Diskussionen auf ihrer Seite im Auge behalten, um gegebenenfalls darauf zu reagieren, Fragen zu beantworten und unpassende oder rechtlich problematische Kommentare zu löschen bzw. zu melden.

Was ist also ihr Geheimnis? Nun, sie haben keines. Was soll schon dahinterstecken? Genauso gut könnte man fragen, wann jemand mit einer 60-Stunden-Arbeitswoche Zeit hat, um für einen Marathon zu trainieren, drei Mal in der Woche ins Kino zu gehen oder alle sechs Monate ein Buch herauszubringen. Er oder sie nimmt sich einfach die Zeit. In den Pausen, vor der Arbeit, nach der Arbeit – und natürlich auch während der Arbeit, schließlich sind viele Tweets Produkte ihrer Recherchen und quasi Hobelspäne ihrer Beiträge.

Die Gründe für ihre hohe Präsenz sind vielfältig. Und auch nicht so wichtig. Nur weil man selbst nicht die dafür notwendige Disziplin, Konsequenz und Leidenschaft aufbringen kann oder will, sollte man jedenfalls nicht nach einem Haken suchen, den es nicht gibt. Sondern froh darüber sein, dass Journalisten das Feld nicht komplett den anderen überlassen. Leuten etwa, die für ihre Tweets nicht mit ihrer beruflichen Reputation einstehen müssen, weil sie bei keinen großen Medien arbeiten und rund um die Uhr von hunderttausenden Kritikern und Twitter-Voyeuren gescannt werden, die jede ihrer Nachrichten auf Herz und Nieren überprüfen, um Schwachstellen zu finden und sie ihnen um die Ohren zu hauen. Warum fragt eigentlich niemand, woher diese Leute die Zeit dafür nehmen?

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