Warum ich meinen Teddybären heute nicht mit zur Arbeit nehme

Das ganze Jahr über zelebrieren PR-Leute und Hobby-Fanatiker an alternativen Feiertagen Kuriositäten. Manchmal aber ist es gut, ernst zu sein.

Gestern war ein Tag, an dem mich so einiges gewundert hat: Plötzlich standen da Dutzende gekochte Eier in der Redaktionsküche. "Warum?", wusste eine Kollegin in alter Journalisten-Manier gleich zu hinterfragen, bevor sie sich an der Spende erfreuen konnte. Ein Hinweis auf den Welttag des Eies also, der diese Woche zelebriert wird. Ein paar Stunden später trudelte eine Agenturmeldung ein. Am 10. Oktober - also heute - ist der Tag gegen die Todesstrafe. Ein Aufruf, die Todesstrafe weltweit abzuschaffen, verriet mir Google schnell.

Ebenso am 10. Oktober: Der amerikanische National-Tic-Tac-Day, der amerikanische Nimm-Deinen-Teddybär-mit-zur-Arbeit-Tag, der Umarme-einen-Schlagzeuger-Tag, der internationale Welthundetag. Und morgen, am 11. Oktober, reiht sich der Tag der Wurst-Pizza neben den Weltmädchentag. Die UNO hat ihn 2012 ins Leben gerufen, um auf die schwierige Situation von Mädchen und jungen Frauen in vielen Ländern der Welt hinzuweisen.

Nun kann einen solchen alternativen Feiertag prinzipiell jeder ausrufen, der genug Anhänger findet, die diese Sache mindestens genauso beachtenswert finden. Für heute also haben sich genug Teddybären-Fans, Liebhaber von Schlagzeugern und begeisterte Hundehalter gefunden. Ob der Lebensmittelkonzern Ferrero seine Marketingmaschinerie angeworfen hat, um den Tic-Tac-Verkauf anzukurbeln, oder, ob sich die Tic-Tac-Süchtigen dieser Welt für heute zusammengeschlossen haben, ist leider nicht bekannt.

Zugegeben, es ist schön, auch die Zuckerseiten des Lebens zu feiern - am Welttag des Kaffees seinen ersten Koffeinkick besonders zu genießen, seine Mama am Muttertag fester zu drücken als sonst oder sich über die Eier zu freuen, die wie gerufen zum Mittagessen da lagen. Doch in dem Dschungel an Feiertagen, die PR-Leute auserkoren und Hobby-Fanatiker geschaffen haben, offenbart sich auch Eines: Wir wollen uns nur ungern mit dem Ernsten beschäftigen.

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