"Lieb* Mensch, wir müssen Sier leider kündigen"

Politisch korrekte Sprache, ernst genommen, kann Human-Ressources-Abteilungen neuerdings ganz schön zur Verzweiflung bringen.

Haben Sie es schon bemerkt? Auch in österreichischen Stellenanzeigen findet sich hinter der Berufsbezeichnung immer öfter der Zusatz (m/w/d), also: männlich, weiblich, divers.

So weit, so gut. Immerhin hat ja der VfGH selbst die Existenz des dritten Geschlechts de facto amtlich anerkannt, was es beispielsweise ermöglicht, dieses in Ausweispapiere einzutragen. Ein schöner Schritt in Richtung Antidiskriminierung. Der jetzt allerdings die Human-Ressources-Abteilungen rotieren lässt. Denn die Einstellung etwa eines „Baggerfahrenden“ (d) wirft ja die gesamte mühsam aufgebaute Gleichbehandlungsgeometrie im Unternehmen über den Haufen. Nein, wir machen jetzt keine billigen Transgender-Toilettenwitze. Und wir spekulieren auch nicht süffisant, wie das nun mit Geschlechterquoten im Unternehmen und im Aufsichtsrat ausschaut.

Wir reden jetzt nur von der Kommunikation im Unternehmen. Dazu gibt es unterdessen umfangreiche Handlungsanleitungen. Wie, beispielsweise, redet der Chef seine versammelten Mitarbeiter an? „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ geht gar nicht. „Liebe Kolleginnen, Kollegen und Diverse“ wäre zwar korrekt, aber seltsam. Also, was tun? Die deutsche Website new-communication.de empfiehlt für diesen Fall „Hallo Leute“ oder „Liebe Menschen“.

Kompliziert wird es, wenn man etwa dem Mitarbeitenden Hugo Maus schreibt und nicht weiß, ob es sich um eine „binäre Person“ handelt: „Korrekt“, sagt new-communication.de, wäre die Anrede „Lieb* Hugo Maus“. „Wir müssen Sie leider kündigen“ geht auch nicht, denn korrekt heißt das natürlich, „wir müssen Sier kündigen“. Nur so kann man Maus diskriminierungsfrei hinauswerfen.

Wohin die Reise geht, sieht man in Niedersachsen: Wer dort einen Antrag auf Elterngeld stellt, findet im Formular „Elternteil 1“ und „Elternteil 2“, wo früher Vater und Mutter standen. Sier meinen, Sier hätten jetzt endlich die korrekte Definition für „first world problems“ gefunden? Tja, was soll man dazu sagen.

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