Zwei neue beste Freunde

Brasiliens Präsident zu Besuch bei Donald Trump im Weißen Haus. Ein Hochfest der Macho-Politik. Endlich ein „Bruder im Geiste“, der den US-Präsidenten versteht.

Was musste sich der US-Präsident übers Wochenende wieder einmal ärgern, weil ihm Spintisierer die Mitverantwortung am Anschlag in Christchurch in die Schuhe schieben wollten. Die schlechten Nachrichten für Donald Trump wollen einfach nicht abreißen. Ganz ehrlich: Der Mann im Weißen Haus kann ja wirklich nicht an allem und jedem schuld sein. Dass Trump indessen das Ausmaß des rechten Fanatismus kleinreden wollte, zeigt allerdings, dass vielleicht doch ein wenig dran ist an der Theorie, dass er den ultranationalistischen, rechtsextremen Zeitgeist befördert – was ja auch Brenton Tarrant, der Attentäter, in seinem wirren Manifest einräumte.

Heute ist im Weißen Haus aber allerhöchste Harmonie angesagt: Jair Bolsonaro, Brasiliens neuer Präsident und ein Bruder im Geiste, ist zum Antrittsbesuch nach Washington gekommen. Ihm wurde auch die seltene Ehre zuteil, im Blair House, dem Gästehaus der US-Regierung, zu übernachten und das CIA-Hauptquartier vor den Toren der US-Hauptstadt zu inspizieren.

In praktisch allen Fragen liegen die Präsidenten der USA und Brasiliens, der beiden mächtigsten Staaten Amerikas, auf einer Linie. Sie sprechen auch dieselbe Sprache. Und davon, dass sich die beiden Macho-Politiker auf Anhieb verstehen werden, zeugen die Freundlichkeiten, die sie im Vorfeld ausgetauscht haben. Bolsonaro fühlt sich geschmeichelt vom Attribut „Trump der Tropen“. Seine Ressentiments gegen Minderheiten sind sogar noch derber und ungefilterter als die seines US-Vorbilds. Zwei Präsidenten, die sich nicht nur im jovialen Schulterklopfen und Händeschütteln ergehen, sondern auch in vollinhaltlicher Übereinstimmung. Endlich einer, der ihn versteht, wird sich Donald Trump denken – ein neues bester Freund, der die Achse Washington – Brasilia wiederbeleben wird.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.