Die „Verstaatlichung“ der Pflege

Das Burgenland hat eigene Ideen zur Pflege. Gut so. Solange am Ende eines steht: echte Wahlfreiheit.

Es ist wie immer im Leben. Egal ob Kinderbetreuung oder Pflege: Es gibt nie die eine Lösung, die für alle passt. Daher: Je mehr Auswahl, desto besser. 

Insofern ist es gut, dass der burgenländische Landeshauptmann Ideen zum Thema Pflege hat. Auch weil es hier (bis zu einem gewissen Grad) nicht verkehrt ist, regional eigenständig zu planen. Was Betreuungsoptionen betrifft, hat eine Region wie das Burgenland sicher andere Voraussetzungen  als etwa ein Ballungsraum wie Wien.  

Die Frage ist allerdings, ob man dabei unbedingt in die Richtung denken muss, die Hans Peter Doskozil eingeschlagen hat. Er peilt offenbar eine zunehmende Verstaatlichung der Pflege an. 

Wohin die Reise geht, illustrieren vor allem zwei Ideen. Die erste: Pflegende Angehörige können sich - ab Pflegestufe drei - vom Land quasi anstellen lassen. An sich keine schlechte Lösung (auch wenn es besser wäre, dass Pflegekurse für Angehörige dann ein „Muss“ und kein „Kann“ wären).  Denn immerhin geben 43 Prozent der pflegenden Angehörigen österreichweit ihren Job auf, was sich später mit Pensionseinbußen bemerkbar macht. Stichwort: Altersarmut - vor allem bei Frauen. 

Aber gerade um deretwillen, muss man - notfalls mit Rufzeichen - darauf hinweisen, dass diese Lösung nur eine von vielen sein kann. Und nicht der einzige Ausweg. Die Möglichkeit der Anstellung entbindet den Staat sicher nicht von dem Ziel, auch andere Optionen (mobile Betreuung, Pflegeheime etc.) anzubieten. Und zwar ausreichend und leistbar.

Für Wahlfreiheit muss man eben auch tatsächlich wählen können - und gerade aus dieser Perspektive büßt auch die zweite Idee aus dem Burgenland etwas Glanz ein. Doskozil will Pflegeinrichtungen und 24-Stunden-Diensten Gemeinnützigkeit verordnen. Was zunächst sympathisch klingt. Zumal Gewinnorientierung per se auch nicht verboten ist: Die Betreiber bekommen nur keine Förderung mehr vom Land. 

Doch was sind die Folgen? Wenn die privaten nicht gemeinnützig werden wollen, was machen sie dann: schließen? Teurer werden? Und wie wird man sie ersetzen?   

Wenn mehr Staat, letztlich bloß weniger Auswahl heißen sollte, dann wird das vielleicht doch nicht die beste Lösung sein. Vor allem in einer „Branche“, in der der Bedarf mitunter rascher wächst als die Ideen. 

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