Wer will mit dem Lehrer über Sex reden?

ÖVP und FPÖ schießen übers Ziel hinaus.

Eines hat die Affäre um den christlichen Aufklärungsverein Teenstar klar gezeigt: Bei der Frage, wer in die Schulen geholt wird, um mit Kindern und Jugendlichen über Sexualität zu sprechen, wurde nicht immer genau genug hingeschaut – das gilt für das konservative Spektrum wohl genauso wie für das andere Extrem.

Eine gewisse Verunsicherung ist daher nachvollziehbar: Immerhin handelt es sich hier nicht nur um zutiefst persönliche Themen – sondern mitunter auch um ideologisch umkämpfte. Dass der Ex-Bildungsminister daher ankündigte, die Sexualkundevereine zukünftig erst in die Schulen zu lassen, wenn sie eine Qualitätsprüfung durchlaufen haben, war wichtig und richtig – die einzige Frage, die sich stellt: Warum wurde das nicht schon seit Langem streng kontrolliert? Wenn ÖVP und FPÖ nun auf Initiative einiger betont konservativer Abgeordneter doch gleich alle diese Vereine aus den Schulen verbannen, schießen sie jedoch über das Ziel hinaus.

Natürlich sind primär die Lehrer dafür verantwortlich, den Lehrplan umzusetzen – dazu gehört auch die Sexualkunde. Wenn es über die Basics hinausgeht, zeigt sich aber einerseits, dass die meisten dafür kaum ausgebildet sind. Das kann man ändern. Was sich aber nicht ändern wird, ist, dass die allerwenigsten Schüler intime Fragen mit den Lehrern besprechen wollen, die sie danach womöglich in Biologie oder Mathematik benoten. Übrigens auch nicht in ihrer Anwesenheit, wie das der Faßmann-Plan vorsah.

bernadette.bayrhammer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2019)

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