Morgen geht Ö1-Chef Peter Klein in Pension. Doch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz lässt sich mit der Nachbesetzung Zeit.
Schon vor Mitte Juli war alles gelaufen: 13 Kandidaten und Kandidatinnen hatten sich um die Nachfolge von Ö1-Channelmanager Peter Klein beworben - zwölf aus dem Sender selbst, eine Kandidatin von einem öffentlich-rechtlichen Radio in Deutschland. Die Hearings sind seit Wochen abgeschlossen, auch die Redaktion hat bereits vor einiger Zeit von ihrem (für die Entscheidungsträger nicht bindenden) Vorschlagsrecht Gebrauch gemacht - und zwei Frauen als Favoritinnen genannt, darunter die Kollegin aus Deutschland. Trotzdem heißt es: Bitte warten! Aber warum eigentlich?
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ist als zögerlich bekannt. Entscheidungsschwach nennen das seine Kritiker, die aber auch anerkennen, dass Wrabetz ein geschickter Taktierer ist - was ihm bereits mehrmals das berufliche Überleben im ORF gesichert hat. Bisher hat er den 145 Ö1-Angestellten jedenfalls nicht verraten, wer ab morgen, Donnerstag, ihr Vorgesetzer bzw. ihre Vorgesetzte sein wird. Und es ist gut möglich, dass das auch noch eine Weile dauert . . .
Bei der Bestellung Kleins ließ sich Wrabetz Zeit
Man erinnere sich an die Nachbesetzung von Bettina Roither im Jahr 2014: Da ließ sich Wrabetz Monate Zeit, bis Peter Klein zumindest einmal interimistisch als Ö1-Chef bestellt wurde, offiziell ist er es überhaupt erst seit 2016. Ein Glück, dass die von Klein liebevoll als „eigensinnig“, „stur“, aber auch als „riesen Kapital“ beschriebenen Ö1-Redakteurinnen und Redakteure auch ohne einen Chef oder eine Chefin einen sehr guten Job machen können. Doch ein Channelmanager ist mehr als ein Redaktionsleiter - er führt auch die Geschäfte, hat als „Innenminister“ (so nennt es Klein) die Interessen des Kultur- und Klassik-Radios im ORF-Konzern zu vertreten, als „Außenminister“ gute Kontakte zu Künstlern und Intellektuellen zu halten.
Warum also dauert es so lange? Klein hat heute, Mittwoch, seinen letzten Arbeitstag, dann geht er in Pension. Es ist also kein überraschender Abgang. Aber man weiß auch, dass in politisch unsicheren Zeiten (es dauert eben noch eine Weile, bis die Nationalratswahl Ende September geschlagen ist) im ORF keine wichtigen Entscheidungen getroffen werden. Gut möglich also, dass Wrabetz sich so lange Zeit lässt, bis er weiß, wessen Wünsche er zu berücksichtigen hat . . .
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