Liebe Studienanfänger: Es gibt auch andere Bands als die Rolling Stones

Der Medizin-Aufnahmetest hat die Dimension eines Rockkonzerts erreicht. Hier pilgern die Bewerber hin. Viele der mehr als tausend anderen Studienrichtungen fristen ein Schattendasein.

Tausende Menschen schieben sich durch die Messehalle, Securitys kontrollieren die Taschen und Ordner weisen den Weg: So sieht der jährliche Medizinaufnahmetest aus. Nicht umsonst wurde er von Anita Rieder, der Vizerektorin der Med-Uni Wien, einst als „unser jährliches Rolling-Stones-Konzert“ beschrieben. Mit österreichweit 12.960 Bewerbern hat er die Dimension einer Massenveranstaltung erreicht

Man könnte die sich mit Studieninteressenten füllenden Messehallen als Sinnbild einer wissenshungrigen Gesellschaft bezeichnen. Muss man aber nicht. Man kann darin auch den Ausdruck einer problematisch einseitigen Studienwahl sehen. (Vom nicht unerheblichen Andrang aus dem deutschen Nachbarland wollen wir hier kurz einmal absehen.)

Mittlerweile entfällt fast ein Drittel der jährlich in Österreich begonnenen Studien auf die zehn beliebtesten Fächer. Neben Medizin wird also etwa auch noch gerne Rechtswissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Anglistik, Pädagogik, Biologie und Psychologie studiert. Viele der übrigen mehr als 1100 Studienrichtigungen, die alleine an den Universitäten angeboten werden, fristen ein Schattendasein. Die Medizin überstrahlt beispielsweise die Medizintechnik. 

Das ist mit Sicherheit nicht im Interesse der (meist ja nur punktuell überlaufenen) Hochschulen, wohl kaum im Sinne der Wirtschaft und nicht immer gut für den Einzelnen. Das zeigen auch die hohen Abbruchquoten in vielen Fächern. So gilt es den Studienanfängern in Anlehnung an die Worte der Vizerektorin eines in Erinnerung zu rufen: Es treten an den Universitäten mittlerweile auch andere gute Bands, abseits der Rolling Stones, auf. Da schadet es den Bewerbern nicht, sich zu informieren, aber den verantwortlichen Stellen auch nicht, die Werbetrommel dafür endlich ernsthaft zu rühren.

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