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Der Bill-Clinton-Thriller

Mit Vorliebe hatten die Republikaner über die Ära Bill Clintons gemunkelt, dass – im übertragenen Sinn – im Keller des Weißen Hauses zahlreiche Leichen verborgen seien.

Als Beleg diente ihnen das befleckte, blaue Samtkleid Monica Lewinskys, der notorisch berühmten Praktikantin. George Washingtons Silberbesteck, Abraham Lincolns Bett, die Ölgemälde der Präsidenten: Für furchtsame Geister könnte der Eindruck entstehen, dass es in 1600 Pennsylvania Avenue – dem Amtssitz, der zugleich Museum ist – spukt.

Bill Clinton fühlte sich hier dagegen pudelwohl. Am liebsten wäre er gar nicht erst ausgezogen, und heuer wollte er als First Husband sogar wieder einziehen. Seit dem Wahldebakel war der umtriebige Ex-Präsident mehr oder weniger zum Nichtstun verurteilt. Damit keine Langeweile aufkommt, gibt er unter dem Arbeitstitel „The President is Missing“ bald sein Debüt als Krimischriftsteller, quasi als „partner in crime“ mit Bestsellerautor James Patterson.

Wer weiß, was Bill Clinton – neuerdings Fast-Veganer – für den Politthriller im Kopf herumspukt? Womöglich, dass die betrogene Ehefrau den Präsidenten aus dem Weg räumt; dass eine russische Agentin ihn aus dem Verkehr zieht; dass er ausbricht, um zu seinem alten Leben zurückzukehren. Darauf hoffen im aktuellen Fall – ein Wunschdenken – Hillary Clinton und die Demokraten. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2017)

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