Eine Ode an den Führer

Mag Dennis Rodman, der frühere Bad Boy des US-Basketballs, noch so exzentrisch sein, sich dem Alkohol hingeben, Fahrerflucht begehen und allerlei sonstige böse Dinge tun: Der Mann weiß, was sich geziemt – als selbst ernannter Sportdiplomat im Ausland.

Als er vor drei Jahren am Hofe des Führers von Pjöngjang zu Gast war, brachte er ihm ein Geburtstagsständchen dar.

Womöglich keine Ode, aber Lobpreis waren Kim Jong-un von seinem Verehrer auch bei seiner aktuellen Visite in Nordkorea sicher. Wer weiß: Vielleicht richtete Rodman seinem „Lebensfreund“, einem passionierten Basketballfan, im Diktatorenpalast ein Grußwort aus dem Weißen Haus aus. Schließlich hatte Rodman auch schon Donald Trump, quasi von Egomanen zu Egomanen, via Twitter ein Loblied gesungen. Und nun brachte er Kim ein Gastgeschenk mit: Trumps „The Art of the Deal“. Eine verschlüsselte Botschaft?

Der US-Präsident hat ja längst Geschmack an Huldigungsadressen in nordkoranischer Manier gefunden. Als er jüngst sein Kabinett zur Sitzung antanzen ließ, stimmten vom Vizepräsidenten abwärts alle Elogen auf den Twitter-König an. Nur Verteidigungsminister James Mattis alias Mad Dog hielt sich streng militärisch zurück. Er pries stattdessen die Männer und Frauen in Uniform. In Pjöngjang hätte ihn Kim dafür glatt einen Kopf kürzer gemacht. (vier)

Reaktionen an:thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2017)

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