Das Boboprovinzlertakeaway

Jüngst im Flieger von Berlin nach Wien war da wieder eines dieser traurigen Bordmagazine mit den ewig g'spritzten Super-Traveller-G'schichten, Interviews mit Wichtigtuern und bachenen Kolumnen, als meine Frau laut lachte.

Grund dafür war eine Geschichte über ein neu eröffnetes Lokal des bekannten englischen Starkochs Jamie Oliver am Flughafen Schwechat, das für heutige Verhältnisse so irre innovatives Zeug wie Sandwiches, Salate und Pizza anbietet und folgendermaßen beschrieben wurde:

„Das Take-away-Lokal erstrahlt im rustikal-urbanen Stil."

Rustikal-urban. Soso. Nettes Oxymoron, so wie „Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft (. . .)", aber echt: Wie muss oder kann man sich eine selbstbedienungslokalgewordene Fusion aus Land(ei) und Stadt(schnösel) vorstellen, und zwar in einer Zeit, in der Stadt und Land, Metropole und Provinz, Wien und Österreich-abzüglich-Wiens, Batterie- und Freilandmenschenhaltung so gern gegeneinander aufgehetzt werden und das doofe Wörtchen „urban" sowieso zum selbstgefälligen Kulturkampfbegriff mutiert ist?

Backen etwa Kunststudenten in dem Lokal frisches Bauernbrot? Tragen die Angestellten dreckige Gummistiefel, rühren mit Mistgabeln im Wok und zitieren laut aus Politologenliteratur? Steht da ein Misthäuflein, auf dem ein Hipstertyp einem Jakobsmuscheln und Thai-Teigtaschen dämpft? Wickeln sie einem Surbraten und Käsleberkäs in den „Falter", den veganen Sojaburger aber in die „NÖN"?

Immerhin gibt's auch normales Bier und Wein dort. Trinken tun alle, ob Stadt oder Land. Letztlich werden dann alle blau. Sogar Grüne. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2017)

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