Pizzicato

High Heels und Bierbäuche

Ausgelassene Zechkumpane, torkelnde Gestalten wie Matrosen bei schwerem Seegang, nur in leicht geschürzter Kleidung und High Heels, Alkoholleichen und ihre Überreste auf dem Pflaster vor den Pubs: Die Trinkkultur – oder besser: die Trink-Unkultur – ist notorisch auf den britischen Inseln.

Wer unter dem Damoklesschwert des unwiderruflichen vormitternächtlichen Kommandos „Last orders, please“ steht, muss sich eben beeilen mit dem „Binge Drinking“, dem Kampftrinken. Wer auf sich hält, sollte bis zu einem Pegel von einem Dutzend Pints schon noch steh- und seetüchtig sein.

Das „National Health Service“ – im Volksmund zuweilen „National Hangover Service“ genannt – wollte in der Silvesternacht aber nicht mit der Ambulanz ausrücken, um den Katzenjammer auf offener Straße zu bekämpfen. Es stellte „Drunk Tanks“ auf – Ausnüchterungscontainer, in denen viele ins neue Jahr hineindämmerten.

Bis zum Neujahrsabend sollten sie indessen einigermaßen klar im Kopf gewesen sein, als im legendären Londoner Ally Pally das Finale der Dart-WM über die Bühne ging – zwischen zwei Landsleuten, die ihren Bierbauch wie eine Trophäe vor sich hertragen. Ihr Handwerk, das sichere Auge und die ruhige Hand, lernten Phil „Power“ Taylor und Rob Cross übrigens im Pub, wo sie zwischendurch das eine oder andere Pint hinunterspülten. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.