Pizzicato

Politische Pappkameraden

Wer wüsste es nicht besser als wir selbst? Journalisten sind mitunter lästig und unbotmäßig.

Sie heischen nach Antworten auf Fragen, die die Befragten lieber verschleiern wollen, sie haken nach, sie bohren wie ein Zahnarzt bei der Wurzelbehandlung – und das alles im Interesse einer zugrunde liegenden tieferen Wahrheit.

Helmut Schmidt, der als Mitherausgeber der „Zeit“ zum paffenden Journalistenguru avancierte, hatte als Bundeskanzler die späteren Kollegen als „Wegelagerer“ abgekanzelt. Das war noch einigermaßen freundlich gegenüber Invektiven à la „Schmeißfliegen und anderes Gesocks“, wie es in den sozialen Medien kursiert.

Prayut Chan-o-cha – Thailands Junta-General, der sich zum Premier geputscht hatte – verfiel nun auf eine zündende Idee, um kritischen Fragen auszuweichen. Tuu, so sein Spitzname, stellte Pappkameraden mit seinem Konterfei als Journalistenabwehr auf – wie Papppolizisten in 30er-Zonen. Wieso kam dies nicht – sagen wir – einem Donald Trump in den Sinn? Das Beispiel wird Schule machen – nicht nur in Militärdiktaturen und Bananenrepubliken, auch in Autokratien und „gelenkten“ Demokratien. Warum gleich ein Medienimperium gründen, wenn es doch einfacher ist, einen Pappwiedergänger zu installieren – im Fall einer Koalition auch als Duo –, der zugleich irgendwie als moderne Kunst durchgeht? (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2018)

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