Pizzicato

Ein Offizier, aber kein Gentleman

Armes Britannien, dir bleibt fast nichts erspart.

Britische Politiker, ihre Frauen respektive Freundinnen – oder „wags“ („wives and girlfriends“), wie der Boulevard die Partnerinnen der Fußballspieler in unnachahmlichem Stil nennt: Eine unendliche Geschichte, und es fehlt der Platz, um bis zu Zeiten Heinrichs VIII. zurückzugehen, Ahnherrn aller Womanizer und Playboys.

Heute: Ukip, die United Kingdom Independence Party, die seit der Brexit-Entscheidung ja obsolet geworden ist. Nach dem Abgang Nigel Farages, des Mr. Brexit, verschliss die Partei binnen eines Jahres drei Vorsitzende. Und der vierte, Henry Bolton, stand nun auch an der Klippe. Jo Marney, dessen 25-jährige Freundin, war in übler Manier über Meghan Markle hergezogen, die Verlobte von Prinz Harry. Sie würden einen dunkelhäutigen König zeugen, lästerte sie.

Du oder deine Geliebte, lautete die Gretchenfrage an Bolton. Im Zweifel entschied sich der Exoffizier für sein politisches Überleben und ließ seine neue Flamme fallen – ganz und gar kein Gentleman: „Die Romanze ist vorbei.“ Was war das für ein Bohei, als die Yellow Press ihre Affäre erst zu Weihnachten enthüllte und Bolton seine dritte Frau samt Baby sitzen ließ? Armes Britannien, dir bleibt fast nichts erspart – vorerst indes immerhin eine Visite des Twitter-Königs aus dem Weißen Haus. Seine Wachsfigur wacht derweil über die neue US-Botschaft an der Themse. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2018)

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