Pizzicato

Satisfaktion

Vor einigen Tagen tauchte in den russischen sozialen Medien ein Clip auf.

Die Studenten der Pilotenschule in Uljanowsk tanzten in Unterhosen, Pilotenmütze und mit Gürteln am nackten Körper im Korridor ihres Wohnheims zum Pophit „Satisfaction“. Dabei wackelten sie mit dem Po kräftig zum Technobeat und stießen das Becken ins Leere. Der Drill in Uljanowsk muss hart sein. Der Clip war ein jugendlicher Schrei nach Satisfaktion, dieser oder jener Art.

Das Video schaffte es bis in die landesweiten TV-Kanäle. Der Direktor drohte den Schülern mit Rauswurf wegen des anzüglichen Tanzes. Pflichtbewusste Beamte machten sich zu Darstellern einer Provinzposse nach Gogol-Manier und verurteilten den Jux als „Homopropaganda“ (weniger lustig: steht seit 2013 unter Strafe), Herabwürdigung der Luftfahrt und Verleumdung von Veteranen. Doch dann brach die virtuelle Solidaritätswelle los: Hüftkreisende Hausfrauen stellten einen Clip ins Netz, ebenso Dressurreiter, die im Stall provokant Gerte und Striegel schwingen, Landwirtschaftsschüler und sogar Biathletinnen. Mittlerweile gibt es ein Dutzend Nachahmer. Ergebnis: Der Rauswurf wurde abgesagt.

Gut zu wissen, dass die Verbreitung sozialer Medien doch manchen Unfug von übereifrigen Beamten abwenden kann. Und dass die Russen offenkundig nach wie vor Spaß verstehen . . . (som)

Reaktionen an: jutta.sommerbauer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2018)

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