Pizzicato

Angie und die fünfte Jahreszeit

Was ist nur aus den deutschen Tugenden geworden?

Italiener, Franzosen, Briten und Griechen – und alle Europäer, die die deutschen Sparmeister und Besserwisser seit Jahren triezen – ergehen sich in süffisantem Hohn über Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, Horst Seehofer, Martin Schulz & Co. Endlich können sie es den Schulmeistern in Berlin heimzahlen. Matteo Renzi, der abgestürzte italienische Überflieger, spottete über „deutsche Verhältnisse“, ehe in Berlin wieder eine lange Verhandlungsnacht anbrach.

Können die deutschen Politiker denn gar mehr nicht zu „Potte“ kommen, wie es nördlich des „Weißwurstäquators“ heißt? Was ist nur aus den deutschen Tugenden geworden, der Pünktlichkeit, der Verlässlichkeit und der Genauigkeit bis hin zur Pedanterie? Ja, was denn nun? 135 Tage ohne gewählte Regierung – und das Land steht eigentlich formidabel da. In der Nacht auf Mittwoch wollten Angie & Konsorten alles in „trockene Tücher“ bringen, bevor im Rheinland die „fünfte Jahreszeit“ beginnt – die Hochsaison des Karnevals.

Bis Merkel in ihre vierte Amtszeit geht, wird es indessen noch eine Weile dauern – bis zum Ende des SPD-Mitgliedervotums. Bis dahin haben Narren, Jecken und Jusos ihre Hochzeit. Büttenredner und Kommentatoren werden den Schwanengesang anstimmen auf die GroKo. Zur Weiberfastnacht schneiden Frauen Männern nur die Krawatten ab, nicht aber die Köpfe. Tschau und Helau! (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2018)

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