Pizzicato

Jacinda und die gute Laune

Da staunten die Deutschen.

Die Deutschen staunten ein wenig über die Frau an der Seite ihrer Regierungschefin im Kanzleramt in Berlin, die sich frühlingshaft frisch und strahlend samt gewölbtem Bauch präsentierte. Ohne großes Aufheben erledigt Jacinda Ardern, im siebten Monat schwanger, ihren Job als neuseeländische Premierministerin.

Die „Kiwis“ stehen im Ruf, ein bisschen anders gestrickt zu sein: „down to earth“ und „easy going“. Das liegt an der geografischen Randlage am anderen Ende der Welt, am Inseldasein im Südpazifik und am Schicksal der kleinen Schwester gegenüber Australien. Es gilt zumindest für Jacinda Ardern, in einer Mormonenfamilie aufgewachsen, die im Sommer gleichsam über Nacht als sozialdemokratische Spitzenkandidatin am Firmament aufgetaucht ist. Schlagartig berühmt wurde sie mit einem Interview, in dem sie den Journalisten in die Schranken wies, der sie über ihre Familienplanung befragte. Wenige Monate später tat sie beiläufig kund, dass sie guter Hoffnung sei – als sei es das Natürlichste der Welt, was es auch ist.

In ihrer Heimat, erfasst von einer „Jacinda-Mania“, genießt die 37-jährige Kultstatus. Zum Commonwealth-Gipfel in London nahm sie den 27-Stunden-Flug auf sich, um nebenbei gute Laune zu verbreiten. Das täte der Politik öfter gut. Bei Angela Merkel und Theresa May sorgte dies jedenfalls für ausgelassene Heiterkeit. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.