Pizzicato

Gipfelglück in dünner Luft

Dass die Luft hoch oben bei den Göttern ganz dünn wird, wussten die alten Griechen und Römer zu Zeiten eines Zeus und eines Jupiter.

Ein Fehltritt – und schon drohte den Normalsterblichen und solchen, die sich zu Halbgöttern stilisierten, der Absturz.

Dieser Tage bezeugten dies Reinhold Messner und Peter Habeler, die Zweierseilschaft aus Nord- und Südtirol, die vor 40 Jahren ohne die „zweite Luft“ aus der Sauerstoffflasche auf den höchsten Berg der Erde kraxelten – am Ende auf allen vieren. Zuweilen suchen einen dort Erscheinungen heim. Und der Yeti, das Messner'sche Zottelwesen, ist vermutlich noch der Harmloseste unter ihnen.

Wer wüsste dies besser als die Politiker, die von Gipfel zu Gipfel eilen, die sie ohne Sherpas nicht bewältigen könnten. Auf der Zugspitze, fast 6000 Meter tiefer gelegen als der Mount Everest, begab es sich neulich, dass sich fernab von Berlin die Fraktionschefs der Koalition trafen. Ihnen bot sich ein grandioses Panorama. Gleißender Schnee, blauer Himmel und goldenes Gipfelkreuz: Bayernherz, was willst du mehr. Selbst SPD-Chefin Andrea Nahles strahlte: Schwester, zur Sonne, zur Freiheit. Dass sie hart an der österreichischen Grenze in die Tiroler Bergwelt blickten, tat dem Gipfelglück keinen Abbruch. Ob ihnen die Gottobersten erschienen – Angela Merkel und Horst Seehofer – ist indes nicht überliefert. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2018)

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