"Psst", wisch, tipp

Man sitzt zu fünft friedlich auf der Frühstücksterrasse: Zwei Eltern, eine Tochter, zwei Katzen. Still ist es. Sehr still.

„Wie schaut das heute abends aus, wer von euch beiden Hübschen ist da“, fragt man zaghaft. „Psst“, zischen beide Damen des Hauses, wischen und tippen um die Wette auf ihren Teufelsgeräten. Weitere Fragen werden ähnlich einsilbig gekontert. „Fährst du öffentlich?“ – „Hmm“. Dann muss ich ein unappetitliches Video unbedingt ansehen, „zum Zerkugeln“. Gezeigt wird ein fetter Ami, der bei einem Burger-Wettfressen siegt. Idiotisch.

Da kommt diese Zeitungsnotiz gerade richtig: „Eltern, die in Gegenwart ihrer Kinder oft in digitale Medien oder in den Fernseher starren, können Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder fördern.“ Dies berichten Forscher der Illinois State University im amerikanischen Fachjournal „Pedriatic Research“. „Derart ignorierte Kinder seien eher frustriert, hyperaktiv, jammerten oder seien zornig“, sagen die für die Studie 181 befragten Elternpaare. „Es entsteht“, so die Schlussfolgerung der Studie, die ich leider nur den beiden Katzen vortragen kann, „ein negativer Kreislauf, weil viele Eltern auf anstrengende Kinder mit noch mehr Medienkonsum reagieren“. Genau. Endlich weiß ich, warum ich frustriert, hyperaktiv und manchmal sogar zornig bin. (hws)

Reaktionen an:hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2018)

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