Afrikanische Tänze

Wer nach Afrika reist, begibt sich auf gefährliches Terrain – nicht wegen der einst kriegerischen Stämme mit ihren Voodootänzen, der Löwenrudel oder der Krankheiten, die Abenteurer wie David Livingstone zu schaffen gemacht haben. Nein, es sind die Willkommenstänze, die Besucher zu Verrenkungen animieren.

Hüftsteif und hölzern versuchte neulich Theresa May in Südafrika im Takt mitzuwippen. Dies trug der britischen Premierministerin, einer Pastorentochter, den Spottnamen Maybot ein – Kurzform für May-Roboter, der seit Wahlkampfzeiten als Sprechroboter an ihr haftet. Sie weckte Reminiszenzen an Katharine Hepburn in der Rolle der resoluten, knöchernen Missionarsschwester im Film „African Queen“. Angela Merkel, die anderePastorentochter, ist bei ihrem Afrika-Trip im Senegal, in Ghana und Nigeria vorgewarnt – und vor ihrer Visite in der Terra incognita auch Melania Trump, die vorzugsweise in hochhackigen Stilettos herumstakst wie eine Störchin.

Vielleicht sollten sie Nachhilfe bei Karin Kneissl nehmen, unserer Walzerkönigin. Oder gleich bei Aretha Franklin, der verstorbenen Queen of Soul – einer Pastorentochter, die vor Jahren in Washington voller Anmut den Song „A Natural Woman“ darbot, ihren Nerz nonchalant zu Boden gleiten ließ, das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss und Barack Obama zu Tränen rührte. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.