Roter Dany, grüner Batman

„Dany, le rouge“, der „rote Dany“, war in großer Versuchung.

„Dany, le rouge“, der „rote Dany“, war in großer Versuchung. Daniel Cohn-Bendit malte sich aus, wie sich seine kühnsten Träume erfüllen würden: Wie er als Batman durch die Lüfte schweben würde, um die Umwelt, ach was, die ganze Welt zu retten. Einmal noch die Chance für den 73-jährigen grünen Realo, nach Macht und Ministerwürde zu greifen wie einst sein Freund, WG-Genosse, Taxifahrer und Straßenkämpfer Joschka Fischer.

Was für eine Genugtuung für den Studentenführer des „Pariser Mai“, der nach den Krawallen von Charles de Gaulle des Landes verwiesen wurde. Umweltminister unter Emmanuel Macron, Angelobung im ?lysée-Palast, Ende des Unruhestands nach dem langen Marsch durch die Institutionen: ein Triumph zum 50-Jahr-Jubiläum der 68er, wie ein Ritterschlag fürs nächste Klassentreffen. Allein: Am Ende überkam ihn die Angst vor der Courage. Adieu.

Denn der inzwischen schlohweiße Querdenker ist ein Zerrissener: ein Bonvivant, halb deutsch und halb französisch, ein Intellektueller und Fußballfan, in dessen Brust mindestens zwei Seelen wohnen. Bei der WM-Revanche zwischen Deutschland und Frankreich in München schlägt sein Herz heute indes wohl eher für Les Bleus als für die Löw-Truppe, die mehr als ein müdes Motto bräuchte: elf Batmänner statt „The best never rest“. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2018)

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