Fürs Haus der Geschichte

Jüngst wieder im Haus der Geschichte zu Wien, neuerlich entsetzt über das winzige Flächenmaß, das einer zu verantworten hat, der jetzt breitbeinig den Zentralsekretär der SPÖ gibt.

Also müssen wir uns eher auf Gedrucktes statt Handfestes aus Österreichs Nachkriegsgeschichte beschränken. Wir steuern bei: Erzählungen Bruno Kreiskys, wie es zum Staatsvertrag 1955 kam. Angeblich. Wer wollte es ihm verdenken, dass er seine Rolle bei den Moskauer Verhandlungen im April 1955 hervorhob? Bei einem Spaziergang über den Ring in den 1970er-Jahren kam der Kanzler ins Erzählen. Über Raab, Figl, Schärf. An einem Abend seien sie mit den Kreml-Machthabern Bulganin und Mikojan beisammengesessen und hätten kräftig getrunken.

Gegen elf Uhr sei Figl so voll gewesen, dass er ihm anvertraute, er werde unauffällig verschwinden und zu Bett gehen, da hier sowieso nichts mehr herausschaue. Um Mitternacht jedoch hätten Bulganin und Mikojan ihre Gläser gehoben und ihnen mit den Worten zugeprostet: „Also, wir geben euch den Staatsvertrag!“ Am Morgen danach sei ihm Figl, geplagt von seinem Raucherhusten, auf dem Gang begegnet und habe krächzend gefragt: „Na, war eh nix mehr los gestern?“ – „Nichts Besonderes, nur den Staatsvertrag haben wir gekriegt!“ So Kreiskys Version über Moskau 1955. (hws)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2018)

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