Ohne Boateng

O ja, man kann sich das ganz gut vorstellen. Und irgendwie leidet man mit. Denn es muss eine recht peinvolle Autofahrt nach München gewesen sein.

Und zwar in die Säbener Straße 51–57. Der Sportlehrer und Teamchef der deutschen Fußballnationalmannschaft, Jogi Löw, hatte zur Sicherheit seinen Ko-Trainer Marcus Sorg und den Sportdirektor Oliver Bierhoff mitgenommen. Als Flankenschutz sozusagen. Als Bodyguard womöglich. Man kann nie wissen . . .

Was Löw zu sagen hatte, war ja wirklich unangenehm. Er blickte drei Bayern-Stars – Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels – tief in die Augen, dann nahm er sich ein Herz, räusperte sich und teilte mit Grabesstimme mit, dass er auf deren weitere Mitwirkung in der Nationalelf verzichte. Es sei unumgänglich, die Mannschaft radikal zu verjüngen, das sei ja nach dem Debakel bei der Weltmeisterschaft des Vorjahrs wohl nötig. Was die drei Kickerveteranen antworteten, wissen wir leider nicht. Aber als vielfache Millionäre werden sie den Schock wohl gleichmütig ertragen haben. Wir Erdnüsse vertilgenden TV-Sportler hingegen bleiben völlig desorientiert zurück. Hat man uns schon Lahm und Schweinsteiger genommen – jetzt noch das! Am besten, wir entwöhnen uns des Fußballs. Macht keinen Spaß mehr. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2019)

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