Wunderteam oder Wunschteam?

Österreich suchte nach einem neuen Wunderteam, einer interimistischen Expertenregierung.

„Da habt's euer Schmieranski-Team!“ So schleuderte, der Legende nach, Teamchef Hugo Meisl anno 1931 den Journalisten in einem Wiener Ringstraßencafé einen Zettel hin, auf den er die Aufstellung der Fußballnationalmannschaft für das Ländermatch Österreich gegen Schottland gekritzelt hatte. Es war die Geburtsstunde des Wunderteams, das in Europa fortan schier unschlagbar schien.

Österreich suchte nach einem neuen Wunderteam, einer interimistischen Expertenregierung. Warum sollte in der Politik nicht funktionieren, was im Sport funktioniert hat? Ein Journalistenwunschteam, ach was, ein Journalistenteam: Ja, das wär's. Das hat es dann nicht gespielt. An Zurufen und Vorschlägen aus der Medienwelt fehlte es nicht. So viel hat sich nicht verändert seit 1931, wenngleich die Liste von der Präsidentschaftskanzlei und vom Bundeskanzleramt auch per E-Mail oder SMS verschickt wurde.

Die Auswahl folgte einem Zusammenspiel auf dem Ballhausplatz, einem Doppelpass zwischen Alexander Van der Bellen und Sebastian Kurz, dem Teamchef und dem Kapitän. Zu vergeben waren fünf Kabinettsposten, und es herrschte ein rechtes G'riss darum. Wer wollte nicht unter den „best and brightest“ sein? Niki „Nazionale“ Lauda wäre wohl ein Platz sicher gewesen. In der Hofburg bekam er posthum seine Würdigung. First Things first. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2019)

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