Nur Madonna, keine Primadonna

Was eine echte Primadonna ist, greift nach den Sternen. Mit Rosen bestreut, auf Blumen gebettet und daran gewöhnt, dass der rote Teppich ausgerollt ist und ihr die Welt zu Füßen liegt:

So ging das jahrzehntelang auch mit Madonna, alias Madonna Louise Veronica Ciccone. Jetzt stürzte sie allerdings aus allen Wolken, als ihr die Mailänder Scala einen Auftritt im Rahmen ihrer „Madame X“-Tournee verwehrte. Es war ein böser Absturz – von der Primadonna assoluta zur schlichten Diva, zur Madonna.

Die Bühne, von der Maria Callas ihre Arien in die Welt hinausschmetterte, erachtete die „Queen of Pop“ als unwürdig. Mamma mia! Und das einer halben Italienerin, mit Wurzeln in den Abruzzen, die so inbrünstig „Like a Virgin“ oder „Like a Prayer“ trällert. Womöglich sollte sie froh sein. Das Publikum in der Scala gilt als gnadenlos. Die Welt meinte es heuer ja nicht gut mit der 60-Jährigen: Verrisse nach dem Song Contest in Tel Aviv, die „New York Times“ zog in einer Titelstory über sie her – niemand hat sie lieb.

Vielleicht hatte sich die Arme ja auch nur im Ort geirrt und wollte stattdessen, in unmittelbarer Nähe vom Teatro della Scala, im Mailänder Dom auftreten. Und vielleicht hilft ja noch ein Stoßgebet zum Himmel – oder eine Audienz beim Kardinal oder, wie es sich für eine Madonna gebührt, gleich beim Papst.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.06.2019)

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