Der Kickertrainer

Der heimische Fußballtrainer Christian K. wollte immer schon hoch hinaus. Nach einer Verpflichtung bei der Verbund-Werksmannschaft, dann bei der Eisenbahner-Hobbytruppe landete er unversehens in der Bundesliga, in der höchsten Spielklasse.

Viele Experten waren höchst verwundert, aber anfangs hörte sich das ganz gut an. Leider, leider war seine Schaffensperiode höchstens nach Monaten zu messen, denn plötzlich misslangen der Mannschaft die einfachsten Spielzüge, keiner kannte sich aus, was der Trainer eigentlich bezweckte. Dazu gesellten sich ungebetene Ratgeber von der Seitenlinie, es war eine Abwärtsspirale.

Nachdem ein ganz wichtiges Match komplett versemmelt ward, zogen die Verantwortlichen die Reißleine. Der geschasste Christian K. zog zunächst eine Pizza-Bude in Wien auf und nannte sie „Start-up“, ging dann nach Israel, verfolgte aber nach wie vor mit Interesse die Vorgänge in der Bundesliga. Dort war erstmals eine Frau am Werk, was dem alten linken Macho absolut nicht gefiel. Die Dame tat sich schwer, was der abgesägte Vorgänger höhnisch kommentierte: „Hoch g'winnen die des nimmer.“ Die gedemütigte Nachfolgerin schluckte es hinunter, in der Fachwelt hingegen war die Empörung groß. Denn auch fürs Kicken braucht's ein Mindestmaß an Charakter. (hws)

Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2019)

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