Ein riesiger Palast für den König von Erl

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1997 gründete der Musiker Gustav Kuhn die Tiroler Festspiele. Nun erhielt das Dorf ein Opernhaus mit 860 Plätzen.

Er wirkt als Dirigent und Komponist. Vor allem aber ist Gustav Kuhn, der in Turrach 1945 geboren wurde und in Salzburg aufwuchs, ein Mann mit starkem Willen und mit Visionen. Wie sonst sollte man erklären, dass einer es sich in den Kopf setzt, just in für die Kultur prekären Zeiten ein Opernhaus zu schaffen und mitten auf dem Land in der schönsten Tiroler Idylle zu realisieren. In Erl nahe Kufstein steht nun ein zweites Festspielhaus, in das, bestuhlte man auch den riesigen Orchestergraben noch dazu, die 1500 Dorfbewohner beinahe vollständig passten.

Kuhn, der in Erl Wagners „Ring“ in 24 Stunden gegeben und bis heuer dessen zehn große Opern in eigener Regie aufgeführt und dirigiert hat, besitzt ebenfalls den Willen zur Größe. Seine Musikleidenschaft wurde früh geweckt. Er lernte mit fünf das Violinspiel, mit sieben Klavier, studierte in Salzburg und Wien Komposition und Dirigieren (unter anderem bei Swarowsky, Karajan und Maderna) sowie zugleich auch Philosophie, Psychologie und Psychopathologie. 1970 promovierte Kuhn an der Uni Salzburg, da hatte er den ersten Preis beim Internationalen Dirigentenwettbewerb des ORF bereits gewonnen.

Seine Laufbahn als Orchesterleiter führte ihn über Istanbul, Holland, Italien, Deutschland nach Wien, schließlich sogar in die meisten großen Häuser. Kuhn, ein streitbarer Geist, wurde Generalmusikdirektor in Bern und Bonn, Chefdirigent in Rom, er ist Leiter des Gesangswettbewerbs „Neue Stimmen“, gründete die Accademia di Montegral und engagierte sich stark in Südtirol. Seit 1997 aber ist sein Name fest mit Nordtirol verbunden. In Erl ist dieser Musiker wirklich ein König. norb

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2012)

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