Mr. Schmidt im Land der unfreien Information

(c) AP (Andy Wong)
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Die "rein private" Reise von Google-Aufsichtsratschef Eric Schmidt nach Nordkorea gibt Rätsel auf.

„Schlechtes Timing.“ Mit diesen diplomatischen Worten kommentierte das US-Außenministerium die am Montag gestartete Reise von Google-Aufsichtsratschef Eric Schmidt nach Nordkorea. Aufgrund der jüngsten Raketentests will man den stalinistischen Staat derzeit komplett isolieren, der Ärger im State Department dürfte dementsprechend groß sein. Völlig unklar ist, was Schmidt mit seiner Reise erreichen will. Laut Google ist es eine private Reise – obwohl noch ein weiterer Google-Manager mit dabei ist. Seinem Reisepartner und Ex-Gouverneur Bill Richardson zufolge werde sich Schmidt unter anderem das Thema „Social Media“ ansehen.

Nordkorea ist ein ungewohntes Terrain für Schmidt, denn der 57-Jährige gilt als großer Anhänger von Informationsfreiheit. So hat sich Google etwa nach der viel kritisierten Zusammenarbeit mit der chinesischen Zensur inzwischen nicht nur aus China zurückgezogen – seit dem Vorjahr gibt der Internetkonzern auch Tipps, wie chinesische Internetsurfer die „Große Feuermauer“ der Zensur umgehen können. Sein Zugang zu dem Thema sorgte allerdings auch für Kritik im Westen. So meinte er einst zu Protesten gegen Google Street View: „Wenn Sie etwas machen, wovon Sie nicht wollen, dass es jemand erfährt, sollten Sie es vielleicht gar nicht tun.“

Zu Google kam der erfahrene IT-Manager Schmidt 2001, weil Investoren den jungen Gründern Larry Page und Sergey Brin die Unternehmensführung nicht zutrauten. Unter dem passionierten Anzugträger wurde die Suchmaschine zum allumfassenden und profitablen Internetkonzern, verlor aber auch die Aura des ungezwungenen Unternehmens. Vor zwei Jahren zog er sich in den Aufsichtsrat zurück. jaz

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2013)

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