Näher an Jet Li als an Bill Gates

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Chinas Internetmogul Jack Ma tritt als Alibaba-Chef ab. Er widmet sich lieber Tai-Chi.

Jack Ma liebt amerikanische TV-Serien. Dumm nur, dass der chinesische Milliardär keine Ahnung hat, wie er sie auf sein iPad bringt. Aber wozu hat man fähige Mitarbeiter? Vor allem, wenn man zufällig Chef in einem der profitabelsten Internetkonzerne Chinas ist.

Seit der frühere Englischlehrer 1999 den Onlinehändler Alibaba gegründet hat, geht es bergauf. Der Konzern wickelt drei Viertel des Internethandels im Land ab und macht Ma mit 3,4 Mrd. Dollar zu einem der reichsten Chinesen. Das muss ihm irgendwie passiert sein. Denn lange Zeit deutete alles auf eine Karriere am Fußende der Pyramide hin.

Geboren kurz nach der Kulturrevolution, verbringt der Sohn zweier Konterrevolutionäre die Jugend eher bei Schlägereien auf dem Schulhof als im Klassenzimmer. Siege sind für den Kleingewachsenen rar. Zweimal rasselt er beim College-Aufnahmetest durch. Eher zufällig gründet er 1999 mit 17 Freunden Alibaba – und wird vom Underdog zum Firmenchef. Wirklich groß ist seine Liebe zum Geschäft aber nie. Im Grunde seines Herzens eint Jack Ma mehr mit Jet Li als mit Bill Gates. Am Dienstag kündigte der 48-Jährige den Rückzug aus dem Tagesgeschäft an. Als Verwaltungsratschef bleibt ihm mehr Zeit für seine wahre Leidenschaft: Ma will nicht nur Chinas Wirtschafts-, sondern auch seine Kulturgüter exportieren. Gemeinsam mit Martial-Arts-Filmstar Jet Li führt er eine Tai-Chi-Schule. Das Ziel ist klar: Irgendwann soll Chinas alte Kampfkunst im Westen so beliebt sein wie amerikanische Serien in China. auer

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.01.2013)

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