Paula von Preradović: Große Tochter der Literatur

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Paula von Preradović schuf mit der Bundeshymne den aktuell umstrittensten Text des Landes.

Immerhin 10.000 Schilling hat Paula von Preradović für ihren Siegertext beim Preisausschreiben der Regierung für eine neue Bundeshymne 1946 erhalten – damals eine beträchtliche Summe. Seither haben ihre Nachfahren immer wieder um Tantiemen gestritten – und darum, dass der Text nicht verändert werden dürfe. Nun stehen Teile von „Land der Berge, Land am Strome“ erneut auf dem Prüfstand: Darf es, wie vier Parteien das jetzt wollen, künftig „Heimat großer Töchter, großer Söhne“ heißen? Dabei hatte von Preradović selbst die Liedzeile „Großer Väter freie Söhne“ vorgelegt. Erst per Ministerratsbeschluss vor der offiziellen Einführung der Hymne 1947 wurden daraus die „großen Söhne“.

Dass sich Paula von Preradović beim Wettbewerb unter 1800Teilnehmern durchsetzte, muss nicht verwundern. Literarisches Talent lag offensichtlich in der Familie. Die 1887 in Wien Geborene und zeitweise in Pula Lebende war Enkelin des kroatischen Schriftstellers Petar Preradović und verfasste schon früh Lyrik. Zu ihren bekanntesten Gedichtbänden zählen „Südlicher Sommer“ (1929) und „Dalmatinische Sonette“ (1933). In den 1930er- und 1940er-Jahren schrieb von Preradović auch Prosa, darunter den Roman „Pave und Pero“ (1940). Erst auf die Bitte des damaligen Unterrichtsministers Felix Hurdes nahm sie am Preisausschreiben für die neue Hymne teil.

1916 hatte sie den Historiker und Journalisten Ernst Molden – einst Chefredakteur der „Neuen Freien Presse“ – geheiratet. Mit zwei Söhnen lebte das Paar großteils in Wien. Seit 1954 gibt es die nach der 1953 Verstorbenen benannte Preradović-Gasse in Wien-Penzing. pö

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2011)

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