A Star Is Born! Neuseelands Ministerpräsidentin Ardern wird für ihre Reaktion auf Christchurch bewundert. Ihre Rede am Freitag sollte uns nachdenklich stimmen.
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Wir sind verantwortlich dafür, dass dies der Ort ist, den wir uns wünschen.“ So begann Neuseelands Ministerpräsidentin, Jacinda Ardern, am Freitag die Trauerfeier in Christchurch für die 50 ermordeten Muslime. Seit dem Anschlag auf zwei Moscheen ist Ardern, die 38-jährige Labour-Politikerin, zu einer Ikone für Mitgefühl und Symbolik in der Politik geworden.
In den letzten zwei Wochen hat sie in den Augen ihrer Landsleute und der internationalen Gemeinschaft nichts falsch gemacht. A star is born! Die „New York Times“ wünscht sich eine Führerfigur wie sie auch für die USA. In Dubai wurde ihr Bild auf das höchste Gebäude der Welt projiziert. Ihr schmerzerfülltes Gesicht unter dem Hijab beim Besuch einer muslimischen Gemeinde ging um die Welt; ihre Entschlossenheit beim Verbot automatischer Waffen stieß auf Bewunderung.
Nach dem 15. März herrschte in Neuseeland große Einigkeit: „So sind wir nicht!“ Ardern jedoch schien am Freitag zur Gewissenserforschung aufzurufen: Wir sollten die Nation sein, für die wir uns halten, meinte sie sinngemäß. Aber der Kampf gegen Hass und Rassismus dürfe nicht der Regierung allein überlassen werden. Alle müssten ihn führen. Alle Kiwis, wie Neuseeländer sich gern mit Blick auf den bekannten flugunfähigen Vogel, das Maskottchen des Landes, nennen.
Wie würde eine solche Gewissensforschung wohl in Österreich ausfallen? So sind wir nicht? Wie dann? Sind wir die Nation, für die wir uns halten?
Jeder Vergleich mit Neuseeland verbietet sich von selbst. Aber fragen wird man doch dürfen. Die Regierungspolitik ist seit 2017 auf die Abwehr von allem „Fremden“ ausgerichtet. Sie bezieht ihre Rechtfertigung aus dem Erfolg bei der Nationalratswahl im Oktober. Seither werden im Tages-, mindestens aber im Monatstakt Verschärfungen in der Asyl- und Fremdenpolitik verkündet. Und dies kann auch nur geschehen, weil sich die Koalition der Popularität jeder noch so kleinlichen Maßnahme gegen Asylwerber und Flüchtlinge im Speziellen, gegen Ausländer im Allgemeinen sicher sein kann.