Was die ÖVP nicht notwendig hat und ab der Wahl bedenken sollte

Trump und Kurz verbindet die Erzählung vom „Auserwählten“ und mangelndes Gespür für Peinlichkeiten. Währenddessen löst sich gerade die Weltordnung auf.

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Was verbindet US-Präsident Donald Trump und ÖVP-Spitzenkandidat Sebastian Kurz? Jedenfalls die Erzählung vom „Auserwählten“. Kürzlich richtete Trump auf dem Weg ins Wochenende vor Journalisten den Blick gen Himmel mit den Worten: „I am the chosen one.“ „Ich bin der Auserwählte.“ Das Thema war der Handelskrieg mit China. Trump hätte auch sagen können: „Es liegt an mir“.
Vor Kurzem erschien auch ein Bild in den Medien, das Trump mit Evangelikalen zeigt, wie sie ihm die Hand auf die Schulter legen. Kommt bekannt vor? „Herr wir danken Dir für diesen Mann“ – wie in der Wiener Stadthalle so wahrscheinlich auch im Weißen Haus.
Was aber das Auserwähltsein anlangt, so lässt die ÖVP diese Erzählung andere verbreiten – zuletzt Schauspielerin Christiane Hörbiger. Seither rätseln die Interessierten, ob sie nur einen Text der ÖVP deklamierte oder ihre eigenen Worte verwendete. Aber gleichgültig, ob Hörbiger vorgegebene Worte vortrug, die Wir-Form deutet darauf hin, schließlich läuft es in den sozialen Medien unter „Wir für Kurz“. Oder ob sie mit der „vollkommen verblödeten“ Rendi-Wagner und der Behauptung, „das ganze Land“ warte auf eine „triumphale Rückkehr“ von Kurz nur einen draufsetzte, wie es in der Theatersprache heißt.

Das Verwunderliche an dieser Wahlwerbung ist ja nicht das Testimonial der alten Dame auf Besuch im ÖVP-Videostudio, sondern die Veröffentlichung. Jemand in der ÖVP hätte Hörbiger vor sich selbst und Kurz vor dieser Peinlichkeit schützen müssen. Es kann doch nicht sein, dass Kurz kein Gespür für Geschmacklosigkeit hat. Das wäre dann der dritte Verbindungsstrang zu Trump. Bei dem Vorsprung der Partei in den Umfragen hätte Kurz das nicht notwendig.

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