Quergeschrieben

Umbenennungen: Warum kein Thomas-Bernhard-Ring in Wien?

Wien zeigt immer wieder eine besondere Gabe, große Bewohner der Stadt an kargen Plätzen und in versteckten Gassen zu ehren. Es gäbe passendere Orte.

Leider weiß ich nicht mehr, in welcher Zeitung ich einen einfühlsamen Artikel über Thomas Bernhard las, der mit dem Erstaunen des – nicht aus Österreich stammenden – Autors endete, dass es in der Stadt Wien noch keine nach diesem eminenten Schriftsteller benannte Straße gibt. Natürlich wäre es lächerlich, würde man in Wien einen verwinkelten Weg oder eine in einem verschollenen Grätzl befindliche Gasse nach Thomas Bernhard benennen.

Dass der nach dem ideenreichen und hochgebildeten Stadtpolitiker Jörg Mauthe benannte Platz aus nichts anderem als der Kreuzungsfläche mehrerer Straßen besteht, keine einzige Adresse kennt und in seiner Kargheit unbemerkt sein Dasein fristet, ist beschämend traurig. Dass Alfred Polgar in der von ihm mit Sicherheit nie betretenen damaligen Provinz Stadlau und Hirschstetten mit der Benennung einer Straße gedacht wird, die wohl mit keinem Ziegel der angrenzenden Gebäude auch nur das Geringste mit dem eleganten Stil dieses großen Feuilletonisten gemein hat, mag in seiner Widersprüchlichkeit sogar eigentümlich amüsant sein.

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