Drei mal drei macht vier, widde widde wit und drei macht neune

Die Infantilisierung der Politik schreitet zügig voran. Politiker und Politikerinnen benehmen sich wie verhaltensoriginelle Teenager, ADHS nicht ausgeschlossen.

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Mitunter segeln zwischen den Flegeln sogar Papierflieger durchs Hohe Haus, Taferln, Pappkameraden und -kameradinnen werden in Stellung gebracht, dazwischen wird geschwätzt, mit Smartphones gespielt, geschimpft, gepöbelt, runtergemacht, niedergeschrien. Insofern passt dann schon, wenn SP-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner gesteht, es stecke ein bisschen Pippi Langstrumpf in ihr. Das klingt zwar aufs erste Hinhören eher nach einer Bewerbung für den Job einer Kindergartendirektorin. Vielleicht ist ihr aber einfach nur eine Forderung des renommierten Cambridge-Professors David Runciman zu Ohren gekommen, die da lautet: Wahlrecht ab sechs.

Der dachte bei seinem radikalen Wählerverjüngungsvorschlag vermutlich an das Schlepperunwesen an Wahltagen, wenn Parteisoldatinnen und -soldaten ältere und ganz alte Menschen zur Stimmabgabe eskortieren; oder an fliegende Wahlurnen in Altersheimen und Geriatriezentren, wo dann so manch greise Hand fürsorglich zum richtigen Kreuzerl geführt wird; oder an die parteifesten Kinder und Kindeskinder, die Opa und Oma keine Wahl lassen. Jedenfalls ortet der 51-jährige Politologe ein eklatantes Ungleichgewicht zwischen Alt und Jung in puncto Mitsprachemöglichkeit bei der Zukunftsgestaltung: Es sei nicht einzusehen, dass zwar bis zum – eventuell sogar dementen – Lebensende gewählt werden darf, nicht aber, wenn nach landläufiger Meinung der Ernst des Lebens beginnt, also spätestens mit Schuleintritt.
Und, ja genau, die neue Taferlklasse-Zielgruppe muss auf Augenhöhe angesprochen werden. „Drei mal drei macht vier, widde widde witt, und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt“: Mit dieser Pippi-Ansage zu Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik ist Rendi-Wagner den Mitbewerberinnen und Mitbewerbern deutlich einen Schritt voraus, besonders frustrant mag dies für Beate Meinl-Reisinger sein.

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