Und wen, liebe „Krone“, gebt ihr als Nächste zum Abschuss frei?

Menschen an den Pranger zu stellen, damit sich das Volk an ihnen abreagieren möge, ist mittelalterlich: Das gehört nicht auch noch mit Presseförderung belohnt.

Es ist 22 Jahre her. Gemeinderatswahlkampf in Wien: Die FPÖ ließ überall in der Stadt großflächige Plakate affichieren. „Lieben Sie Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk – oder Kunst und Kultur?“ Einzelne Menschen, mit Gesicht und Namen, an öffentlichen Orten auszustellen, auf dass sich alle an ihnen abreagieren können – das gab es im Mittelalter. Pranger hieß das damals, oder „Schandpfahl“, „Schandesel“, je nachdem, ob man die Schmach im Stehen oder Sitzen zu ertragen hatte.

Mit Kette und Halseisen war man an der Kirchenmauer oder an einem in den Boden eingelassenen Pfeiler festgebunden; manchmal sogar auf einer Drehplattform, um von allen Seiten sichtbar zu sein. Das Publikum wusste, was es zu tun hatte: Gaffen, Geifern, Schimpfen, Spucken, Zuschlagen. Je wohler man sich im Schutz der Menge fühlte, desto leichter ging es.

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