Quergeschrieben

Gebt den afghanischen Teenagern endlich etwas zu tun!

Junge Burschen, die keine Familie, keine Wohnung, kein Geld, keine Arbeit, keine Perspektive haben, kommen auf dumme Gedanken. Was für eine Überraschung!

In der großartigen Sendungsreihe „Am Schauplatz“ (die viel zu selten gelobt wird) lief vergangene Woche eine besonders großartige Reportage. Sie näherte sich, stellvertretend für uns alle, einer Gruppe von Menschen, denen wir normalerweise eher aus dem Weg gehen – jenen jungen afghanischen und tschetschenischen Burschen, die den ganzen Tag auf Parkbänken herumlungern. Die Redakteurinnen besuchten sie an stadtbekannten Hotspots wie Venediger Au und Westbahnhof, an abgelegenen Parkplätzen hinterm Supermarkt in der Vorstadt – und auch dort, wo sie nach Schlägereien oder Drogengeschichten manchmal landen: im Jugendgefängnis Gerasdorf. Sie gingen auf diese Burschen zu, mit Neugier. Sie ließen sie reden, hörten ihnen zu. Und erzeugten damit bei den Zuschauern alles, was es in der menschlichen Gefühlsskala gibt: Kopfschütteln, Wundern, Mitleid, Abscheu, Verständnis, totales Unverständnis.

Man erfuhr, wie verheerend die fixe Idee von „Ehre“ ist, die diese Burschen mit sich herumschleppen. Wie bedürftig sie nach Zuwendung sind, wie verloren. Die abwesenden Eltern der Afghanen, die häufig ganz allein hierherkamen, als 14-, 15-, 16-Jährige. Die abwesenden Väter der Tschetschenen, häufig getötet im Krieg. So viel Energie, so viel Lebenshunger, die ziellos verpuffen oder in Aggression umschlagen. Die Macho-Posen. Die Unfähigkeit, mit Mädchen in Kontakt zu treten. Die Langeweile. Die riesige Sehnsucht nach Normalität, ohne eine Ahnung, wo die Eingangstür zur Normalität sein könnte. Denn diesen Burschen nähert sich normalerweise nur, wer sie provozieren oder maßregeln will. Österreich begegnet ihnen hauptsächlich in Form von Polizeikontrollen, mehrmals täglich.

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