Quergeschrieben

Wer hat, dem wird noch mehr gegeben: Wohin dieses Prinzip führt

Ein Kind im Waldviertler Dorf großzuziehen, ist billiger als in der Hietzinger Villa. Deswegen steht einer Hietzinger Familie auch mehr Beihilfe zu. Logisch, oder?

Der Slogan der 1970er Jahre lautete: „Jedes Kind ist gleich viel wert“. Seither wird die Familienbeihilfe mit der Gießkanne ausgeschüttet – gleich viel für jedes Kind, egal, unter welchen Umständen es aufwächst. Für Wohlhabende sind die paar hundert Euro bloß ein Körberlgeld. Für Ärmere hingegen macht die Familienbeihilfe oft einen wesentlichen Teil des Haushaltseinkommens aus, und wird nicht bloß für Kinderschuhe, sondern auch für Miete, Essen und die Waschmaschinenreparatur verwendet.

Für Hardcore-Konservative fühlte sich das anfangs wohl zutiefst ungerecht an. Gleich viel Geld für jedes Kind – was für ein Affront!, dachten sie. Wo es doch wesentlich teurer sei, ein bürgerliches Kind großzuziehen, als ein proletarisches. Geigen- und Tennisstunden kosten Geld, Theaterbesuche ebenfalls, in Hietzing wohnt man teurer als im Brigittenauer Gemeindebau, und im Schottengymnasium könne ein Kind, anders als in der Waldviertler Hauptschule, halt nicht in den abgetragenen Schuhen des älteren Bruders erscheinen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.