Wie werden wir bloß unser vieles Zeug wieder los?

Die vorigen Generationen haben sich ein Leben lang bemüht, Dinge anzuhäufen. Jetzt dreht sich das um: aufräumen, ausräumen, Platz schaffen sind angesagt.

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Es ist Hochbetrieb bei Antiquitätengeschäften, Altwarentandlern, Flohmarkthändlern und bei der Caritas. Hochbetrieb allerdings weniger im Verkauf, sondern eher beim Ankauf und bei den Abgabestellen für Sachspenden. Allerorten wird im Moment ausgemistet. Menschen öffnen Schubladen, in die sie schon jahrelang keinen Blick mehr geworfen hatten. Stehen vor hoffnungslos vollgeräumten Abstellkammern, deren Türen sich kaum mehr öffnen lassen. Und schauen all das Zeug an, das sich über Jahre in den verschiedensten Ecken ihres Lebens angesammelt hat – im Keller, in der Garage oder gar im Kofferraum des Autos. Bei jedem einzelnen Ding fragt man sich: Wo habe ich das bloß her? Warum habe ich das damals gekauft? Brauche ich das wirklich? Gefällt es mir noch? Macht es mich glücklich? Wenn nicht – dann weg damit!

Die japanische Unternehmerin Marie Kondo begleitet die Aufräum-Manie seit mehr als einem Jahr mit ihren guten Tipps. Sie stieg damit zum globalen Guru auf und wurde gleichzeitig Multimillionärin. Schön für sie. Ihr durchschlagender Erfolg wäre allerdings nicht möglich gewesen, läge dem Hype nicht ein tief sitzendes Problem zugrunde, das Millionen Menschen in den reichen Ländern tatsächlich zu schaffen macht. Schlagartig wird offenbar vielen gleichzeitig bewusst, dass sich das Glücksversprechen, das mit dem Erwerb von Dingen stets verbunden war, abgenützt hat. Man kaufte Dinge, um sich zu belohnen. Um sich dran zu freuen. Weil man hoffte, sie würden das Leben angenehmer machen. Doch jetzt stolpert man über all die Dinge, die einen eigentlich glücklich machen sollten, räumt sie von einer Ecke in die andere, und ist bloß noch genervt.

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