Dieser Wettersturz kommt ungelegen

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Symbolbild(c) Clemens Fabry
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Der Herbst bringt uns wieder lästige Kleidungsstücke und Accessoires: geschlossene Schuhe. Regenschirme. Schals. Und vor allem: Söckchen.

Klar, wirklich super finde ich es nie, wenn ich vom Sommerkleid- in den Jeansmodus wechseln muss, aber diesmal hat das erste wirkmächtige Tief des ausklingenden Sommers den Zeitpunkt besonders blöd gewählt. Ich mache dieses Wochenende nämlich einen Ausflug. Das bedeutet hatschen. Stundenlang. Das Problem: Ich habe jetzt drei Monate lang keine festen Schuhe getragen. Keine. Nie. So viele Pflaster haben in meinem Rucksack gar nicht Platz. Für so viele Pflaster müsste ich mir eigentlich einen Sherpa nehmen.

Tropf. Tropf. Die zweite Zumutung des Herbstes sind Regenschirme. Von allen Accessoires, welche ich im Wechsel der Jahreszeiten so mit mir herumschleppen muss, sind Regenschirme das schlimmste. Schlimmer als Handschuhe. Weit schlimmer als Schals. Und sowieso schlimmer als Sommerhüte. Warum? Wenn man sie braucht, werden sie nass und tropfen einem das Vorzimmer oder das Hosenbein voll. Wenn man sie nicht braucht, lässt man sie in der Straßenbahn liegen. Klar, man kann auch Handschuhe verlieren – und besonders ärgerlich: nur den linken. Aber wie oft passiert das schon. Dagegen einen Regenschirm? Um den zu vergessen, muss es nur für zehn Minuten aufhören zu schütten. Zehn Minuten, zack, weg. Dritter Platz: die Mütze. Obwohl: Von Mützen reden wir noch nicht ernsthaft, dafür ist es wirklich zu früh.

Laufmaschen. Womit wir beim vierten Punkt sind, nämlich den Söckchen. Also nicht Socken, die sind eh okay, robust und warm und meistens schwarz. Nylonsöckchen dagegen sind die ausgleichende Gemeinheit für die Tatsache, dass Männer keine Sommerkleider tragen dürfen. Sie sind erstens teuer. Das heißt, sie wären es nicht, wenn sie nicht dauernd kaputtgehen würden – ja, auch Söckchen bekommen Laufmaschen. Aber auch wenn sie nicht kaputtgehen, muss man sie spätestens nach drei Wochen wegschmeißen. Sie verlieren entweder die Farbe, weshalb meine Füße dann ausschauen, als gehörten sie zu einer der bleichen Frauen, die Bronzino gemalt hat. Oder sie nehmen Farbe an. Bei Regen. Die von den Schuhen. Die ich eh nicht tragen will. Auch keine – Punkt fünf – Hausschuhe. Die sind nämlich allesamt hässlich, sie landen gerne unterm Sofa oder unterm Bett, wo man sie zum Glück nicht sieht, leider aber auch nicht mehr findet, weshalb ich dazu übergegangen bin, zu Hause nur mehr Socken zu tragen. Das zumindest ist im Herbst noch möglich. Ich möchte bitte wieder die Sonnenbrille zurück.

bettina.eibel-steiner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2017)

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