BMW 420d Grand Coupé: Wahrlich keiner für den Lieferanteneingang

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Vier Türen, große Heckklappe – aber trotzdem kein banaler Kombi: Auftritt BMW 420d Grand Coupé. Nur zwei Zylinder fehlten.

Im Jahr 2013 wurde das durchwegs beliebte 3er Coupé begraben – um sogleich als 4er wieder aufzuerstehen. Später folgten dem Coupé, das sich mit der numerischen Aufwertung schlichtweg mehr Stellenwert verschafft haben will, das Cabrio und das interessante Gran Coupé.

Interessant? Schon, denn es handelt sich dabei letztlich um die viertürige Variante eines zweitürigen Coupés, das seinerseits vom viertürigen 3er abstammt. Aber als 4er eben hochwertiger, exklusiver, teurer. Wem das jetzt zu kompliziert klingt, kann das 4er Gran Coupé auch daran festmachen: Hat eine große Heckklappe, ist aber kein Kombi.

Wesentlich eleganter als der weitverbreitete Lademeister soll es wirken, dabei einen höheren Nutzwert bieten, als das Coupés im Allgemeinen tun. Bei 480 bis maximal 1300 Liter Kofferraumvolumen ist das zweifellos gegeben, auch wenn sich Sperriges wie ein unzerlegtes Fahrrad wegen der abfallenden Klappe naturgemäß nur schwer ausgeht. Was die Haltungsnoten betrifft: Eine Erscheinung ist dieser BMW allemal.

Geöffnete Schlünde

Ob es mehr in die dynamisch-aggressive Richtung oder ins Elegante geht, das entscheiden die angebotenen Lines, wie die optischen Zubehörpakete bei BMW heißen. Es gibt deren vier, mit M Sport als höchster. Da schaut der 4er schon recht wild aus, mit zerklüfteter Frontschürze samt Schlünde für Kühlluft, die offenbar Unmengen an Motorleistung kühlen muss. So der Eindruck, auch wenn unter der Motorhaube unseres Testexemplars ein vergleichsweise zahmer Zweiliterdiesel Dienst versieht.

Dieser kann sich mit 190PS und 400Newtonmeter Drehmoment durchaus ordentlich aufbäumen, aber richtig sportlich will sich das nicht anfühlen. Dazu fehlt es dieselbedingt an Drehfreude und Sinnlichkeit bei der Kraftabgabe. Zumal das brillante, ja kurventechnisch richtig fordernde Fahrwerk bei dieser Motorisierung weit unter seinen Möglichkeiten bleibt.

Insofern hinterließ uns diese Kombination etwas ratlos. Beim für die optische Aufmachung, für Allrad und Automatik investierten Geld (ab 46.375 Euro in absoluter Basis) könnte man sich auch noch zum Sechszylinder strecken.

Wem alles Geschehen unter der Motorhaube kaltlässt, der mag sich am fein verarbeiteten Innenraum erbauen, an Details wie der Armaturenverkleidung mit doppelter Ziernaht oder dem superben Bordsystem mit allen Gadgets der Konnektivität. Uns begeisterten etwa die subtilen Lichtspiele der Voll-LED-Scheinwerfer. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2017)

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