Fahrbericht

Toyota GT86: Der Italiener sagt „Funcar“ dazu

Und schaltet man die elektronischen Helferlein aus, kann man sich auch während der Fahrt anschauen, wie das eigene Heck eigentlich genau ausschaut.
Und schaltet man die elektronischen Helferlein aus, kann man sich auch während der Fahrt anschauen, wie das eigene Heck eigentlich genau ausschaut.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Mit dem GT86 hat Toyota ein Nischenauto mit Seltenheitswert im Programm: Alles ist dem puren Fahren untergeordnet.

Wien. Fahrspaß. So oft versprochen, wie gebrochen. Wobei sich darüber, was wem warum beim Autofahren Spaß macht, mittlerweile nur mehr schwer Allgemeingültiges sagen lässt. Seit in jeder zweiten Parklücke ein SUV steht, könnte man denken, es hätte mit möglichst hohem Gewicht und ebensolcher Sitzposition zu tun.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Sitzposition und Gewicht sind auch die Dinge, über die man wird sprechen müssen, wenn man über den Toyota GT86 erzählen will. Einen Geheimtipp selbst unter Autointeressierten, obwohl es die Baureihe des aktuellen Modells nun schon seit 2012 gibt. Im Gegensatz aber zum Mazda MX-5, seinem Bruder im „Erschwinglicher Sportwagen“-Geiste, ist die japanische Flunder im Straßenbild (ähnlich wie der baugleiche Subaru BRZ) so gut wie nicht vertreten.
An einer italienischen Tankstelle an einer Küstenstraße bei Triest kommt der Tankwart beim verstohlenen Autoumrunden kaum aus dem Lächeln heraus. Beim Zahlen sagt er nur ein Wort, und das ist nicht italienisch: „Funcar“.

Der Sportwagen, der optisch kaum über die Pubertät hinausgekommen ist, wiegt nur gut 1,2 Tonnen und wird von einem 200 PS starken Zwei-Liter-Benziner ohne Turbo angetrieben. Als Fahrer sitzt man mehr oder weniger auf der Straße (keine Sorge, man ist schon durch ein wenig Blech vom Asphalt getrennt). Wenn man sich dazu ein kleines, gut in der Hand liegendes Lenkrad und ein Klick-Klack-Sechsgang-Getriebe vorstellt, ist das Wesentliche über dieses Auto erzählt.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Am wohlsten fühlt es sich auf Land- oder Bergstraßen, je kurviger desto besser, und schaltet man die elektronischen Helferlein aus (was unkompliziert möglich ist), kann man sich auch ohne Risiko anschauen, wie das eigene Heck eigentlich genau ausschaut. Der Spaß, der dabei aufkommt, lässt sich mit den Beschleunigungswerten von 7,6 Sekunden von null auf hundert km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von 226 km/h nur unzureichend beschreiben. Für 35.490 Euro bekommt man hier die Essenz dessen, was einen Sportwagen immer schon ausgemacht hat, noch lang bevor die Begründer des Autotyps diese Essenz mit immer mehr Überflüssigem bis zur Unkenntlichkeit verwässert haben.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Unser außen und innen schwarzer Testwagen überraschte übrigens mit üppiger Platz- und Beinfreiheit für Fahrer und Beifahrer, einem mehr als brauchbaren Navigationssystem und Kindersitzbefestigungsösen (!) an den beiden Notsitzen. Der Kofferraum mit 243 Litern gibt genug Raum für einen Kurzausflug.

Zu hart für die Autobahn

Wie sehr sich Toyota beim GT86 auf das Wesentliche beschränkt hat, kann man an zwei Details ersehen: die Digitaluhr im Cockpit dürfte aus einem Ein-Euro-Shop bezogen worden sein, der Schließmechanismus des Kofferraums ist nervig und verlangt ständiges Nachfassen. Von Autobahnabschnitten hat man nach dem Aussteigen noch länger etwas. Doch wer sich dieses Nischenauto kauft, wird es nicht wegen der Uhr, des Kofferraums oder der Bequemlichkeit tun. Und wird damit trotzdem mehr als gut fahren. Ein Spaßauto eben. (FA)

Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.