Auf großer Fahrt

Man muss genau schauen, um äußerlich die Änderungen zum Vorgänger zu erkennen. Innerlich aber ist der A7 ein völlig neues Auto.
Man muss genau schauen, um äußerlich die Änderungen zum Vorgänger zu erkennen. Innerlich aber ist der A7 ein völlig neues Auto.(c) Werk
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Neuvorstellung. Audi hat den A7 Sportback außen behutsam und innen radikal erneuert. Mit 39 Fahrerassistenzsystemen, Allradlenkung und raffiniert programmierten Fahrmodi huldigt man dem Konzept des „großen Fahrens“.

Als die ersten Gran-Turismo-Autos auf den Markt kamen, wurden sie von den wilden Kerlen tatsächlich schnell für die „große Fahrt“ genutzt: für die Langstreckenrennen, die Mille Miglia etwa, die 1600 Kilometer durch Italien führte, oder später für die Carrera Panamericana quer durch Mexiko (von der Porsche gleich zwei seiner Autonamen hat).

So sieht die Zukunft aus: Drei Bildschirme bestimmen das Interieur und steuern das Auto.
So sieht die Zukunft aus: Drei Bildschirme bestimmen das Interieur und steuern das Auto.(c) Werk

Fahrzeuge der GT-Klasse waren eine bequemere Variante der spartanischen Sportwagen und daher besser für lange Fahrten geeignet, aber eben immer noch Sportwagen. Audi trat also in große Fußstapfen, als es 2010 mit dem A7 einen klassischen Gran Turismo vorstellte. Recht erfolgreich übrigens. Das viertürige Coupé entwickelte sich schnell zum Bestseller in diesem Segment.

Wahrscheinlich muss man deswegen beim jetzt präsentierten Nachfolger zweimal hinschauen, um die äußerlichen Unterschiede zu erkennen: Das Design mit der straff nach hinten gespannten Dachlinie und den markanten Lufteinlässen war schon im Facelift 2014 so zeitlos, dass man es für das Baujahr 2018 nur noch in Details anpassen musste. Die Länge blieb bei 4,97 Metern, der Radstand wuchs und mit ihm die Innenraumlänge um 21 Millimeter.

39 Fahrerassistenten

Steigt man allerdings ein, dann sitzt man in einem Auto aus der Zukunft. Alles wurde von Audi konsequent digitalisiert, drei Bildschirme sind eine Konzession an die Smartphone-Generation, und die Sprachsteuerung regelt das Auto so prompt wie die digitalen Assistenten, ohne dass man Alexa oder Google sagen muss: „Mir ist heiß“, stellt der Fahrer beispielsweise fest. „Auf wie viel Grad soll ich die Temperatur einstellen“, kommt die Rückfrage. „Italiener“, fordert der Hunger, und der A7 antwortet mit einer Liste von Ristorantes in der Nähe.

Die zwei Touchscreens in der Mitte – in etwa so groß wie ein iPad und ein iPad mini – steuern das Infotainment samt Navi (oben) bzw. die Klimatisierung und Komfortfunktionen (unten). Vom Flaggschiff A8 hat man das Bedienkonzept mit touch response übernommen, mit dem das Touchdisplay beim Drücken eine haptische und akustische Rückmeldung liefert. Das macht den Abschied von den Tasten nicht ganz so schwer.

Nur ein Drehknopf blieb, jener für die Lautstärkeregelung. Danke dafür! Und auch – das muss eigens betont werden – für das ausgezeichnete Soundsystem mit 19 Lautsprechern von Bang & Olufsen: Selbst Audiophile werden mit diesem fahrenden Hi-Fi-Studio ihre Freude haben.

Neu ist auch, was man nicht sieht – aber im Fall des Falles sehr zu schätzen weiß: 39 Fahrerassistenzsysteme stehen zur Auswahl, vom Kreuzungsassistenten über den Ausstiegswarner (vor Fahrradfahrern, die von hinten kommen) bis zu einem Notfallassistenten, der das Auto selbstständig zum Stehen bringt, wenn der Fahrer dazu nicht mehr in der Lage ist. Ein Nachtsichtgerät, das vor Fußgängern warnt, ist aufpreispflichtig, ebenso ein Parkassistent, der den A7 wie ein Valet eigenständig in eine Parklücke fährt.

Den Schritt zum autonomen Fahren der Stufe drei, das Audi dem A8 spendiert (aber bei uns aus gesetzlichen Gründen noch nicht aktiviert) hat, gibt es beim A7 Sportback nicht. Obwohl man fünf Radarsensoren, einen Laserscanner, eine Frontkamera, vier Umgebungskameras und zwölf Ultraschallsensoren verbaut hat. Dafür wurden der adaptive Tempomat und die Spurhaltung verbessert – und damit schafft der Experte mit kleinen Tricks auch eine weitgehende Level-3-Autonomie.

Bemerkenswert ist die Dynamik-Allradlenkung, die bei Geschwindigkeiten bis 60 km/h die Hinterräder bis zu fünf Grad gegensinnig einschlägt. Damit fährt es sich besonders agil um enge Kehren, auch der Wendekreis verringert sich um 1,1 Meter. Womit wir schon beim Fahren sind, über das es allerdings wenig zu sagen gibt: Audi hat einen klassischen Gran Turismo gebaut, bequeme Sportlichkeit. Dynamisch und energisch nimmt er die Kurven, entspannt frisst er die Kilometer auf der Langstrecke – je nach Modus, dessen Spreizung zwischen sportlich und komfortabel noch einmal vergrößert wurde.

Der A7 Sportback steht aktuell mit zwei Sechszylindern beim Händler, einem 3.0-Liter-TDI (286 PS) mit 8-Gang- und einem 3.0-Liter-Benziner (340 PS) mit 7-Gang-Getriebe. Audi hat die Modelle durchaus angemessen gepreist mit jeweils um die 60.000 Euro. Papa Staat verlangt aber NoVA und Mehrwertsteuer, macht unterm Strich 77.100 Euro (Benzin) bzw. 80.900 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2018)

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