Der neue Citroën C3 Aircross: Eine Ente? Eine Göttin? Ein Troll!

Schnee von gestern? Oh nein, der Aircross mit Schiebedach ist ein Sommerhit!
Schnee von gestern? Oh nein, der Aircross mit Schiebedach ist ein Sommerhit! (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Fahrbericht. Die französische Traditionsmarke fällt wieder durch optisch sehr expressives bis forderndes Design auf. Äußerlich vielleicht weniger elegant als früher, ist der C3 Aircross indes ein wirklich fröhlich stimmendes Gefährt mit sehr schönem Interieur und hohem Frauengefallfaktor.

Klar, das ist so ein Wagen, bei dem Frauen lächeln. Einer, bei dem man sofort weiß, dass Deutsche, Schweden und Amis so etwas nie machen würden und er eine Kreation aus „Charlie und die Schokoladenfabrik" mit Interieur aus einem Handarbeitsladen in der Pariser Innenstadt sein muss. Ein Auto, das vorn aussieht wie ein Frosch, dem man aufs Maul g'haut hat, und dessen offensiver Expressionismus in der großen Tradition der „Ente" 2CV und „Göttin" DS sein will, doch in seiner kurzbeinigen, gedrungenen Gestalt eher zu einem fröhlichen Troll passt.

Dass der Citroën C3 Aircross, ein Klein-SUV, der jüngst auf den Markt kam und in Europa den C3 Picasso (Van) ablöst, gute Laune verbreitet, wurde vielfach beschrieben und erinnert mich an meinen 1983er-Käfer. Der französische Stimmungsaufheller war unter diesem Namen übrigens schon seit 2010 in Südamerika gebaut worden, ebenfalls als Van.

Erst als SUV wirkt er aber richtig, und die Wirkung setzt nach dem Einsteigen auch bei jenen ein, die ob des freakigen, oft knallbunten Äußeren überfordert sind (es gibt acht teils quietschige Karosserie- und drei Dachfarben). Innen ist eine ebenfalls bunte Welt mit weichen Sitzen, haptisch ansprechenden Bezügen und Elementen aus Weichkunststoff, Stoff und Kunstleder.

Unter der Arroganzschwelle

Echt schön war das Innere des Testautos in der edlen Kombi „Hype Colorado" aus Grautönen und Orange, dazu metallische Versatzstücke. Dennoch lag die Atmosphäre unterhalb der Arroganzschwelle der Pariser Modewoche, wozu das etwas stämmige Gesamtbild des Vier-Meter-Trolls beiträgt.

Also echt elegant innen, doch das Handbremsentrumm stört, und wo sollen die Drinks hin?
Also echt elegant innen, doch das Handbremsentrumm stört, und wo sollen die Drinks hin?Clemens Fabry

Motorisch gibt es drei Benzin- und zwei Dieselvarianten von 82 bis 130 PS. Wir hatten den 120-PS-Diesel und fühlten uns bei 300 Nm Drehmoment, null auf 100 in 9,8 Sekunden und 183 km/h Spitze kräftig genug, wobei wir bei 712 km Testfahrt statt der offiziellen 4,1 auf 6,4 Liter/100 kamen. Die an sich gutmütig-weiche Federung tat sich mit kurzen harten Stößen und Schwellen etwas schwer und ließ den Designerkokon teils tüchtig shaken.

Der Katalog bietet geniale Ausstattung, vor allem in der Topvariante „Shine", die bei ca. 21.200 Euro beginnt. Einstiegspreis sind 15.500 €, da fehlen aber schon einmal Radio und Klimaanlage. Der Grundpreis des Testwagens betrug 23.100 € und stieg durch Extras wie das höchst ratsame Panoramaschiebedach doch auf 27.475 Euro.

Das Handbremsenmonster

Warum die per Monitor geregelte Lüftung bei niedrigen Touren überproportional laut ist, war freilich unerforschlich, und wieso der Spurhaltewarner, diese quengelnde Pest-Nanny der Moderne, im Grundzustand aktiv ist und jedesmal von Neuem durch langen Tastendruck deaktiviert werden muss, auch. Statt die Handbremse zwischen den Vordersitzen so überdimensional aufzublasen, dass sie fast die Hälfte dieses Raums füllt, hätte man dort auch besser mehr Ablage und Becherhalter (!) eingeplant.

Einstellung der Fahrmodi
Einstellung der FahrmodiClemens Fabry

Und wenn bei einem Auto mit einem Kilometerstand von um die 4500 innen an den Türunterkanten allerorten gelblich-harzige Hohlraumversiegelung ausrinnt, sollte Citroën sich das noch einmal genauer anschauen. Dann lässt's sich auch unbeschwerter lächeln. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2018)

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