Als man bei Opel noch träumen durfte

Traumauto aus Rüsselsheim, nur fünf Jahre gebaut: Opel GT, 1968–1973.
Traumauto aus Rüsselsheim, nur fünf Jahre gebaut: Opel GT, 1968–1973.(c) Werk
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Dem deutschen Hersteller stehen harte Einschnitte bevor. Da kommt das 50-Jahr-Jubiläum des Opel GT gerade recht: Der spektakuläre Wurf erinnert an bessere Tage.

Die Übernahme durch den französischen PSA-Konzern hat für den Autobauer, der seit 20 Jahren Verluste schreibt und von GM dankbar veräußert wurde, eine gute und eine schlechte Seite. Einerseits sollte damit sichergestellt sein, dass die Marke überlebt. Andrerseits stellt sich die Frage, wie viel von Opel übrig bleiben wird.

PSA-Chef Carlos Tavares ist ein knallharter Sanierer, ein Wolf unter den Automanagern, der zum Zeitpunkt der Übernahme lediglich Kreide gefressen hat. Dass er im Vorjahr den Bestand der deutschen Werke zusicherte, hielten Experten von Beginn an für wenig glaubwürdig.

Nun befindet sich die Gruppe mitten im Gezerre um Produktionskapazitäten und unrentable Werke, wobei Tavares' Statthalter in Rüsselsheim der eigenen Belegschaft darlegte, dass französische PSA-Fabriken zur Hälfte der Kosten liefen wie manche von Opel in Deutschland.

Angesichts dessen, was da noch heraufdräut, blicken nicht nur Opelianer, wie sie sich nennen lassen, gern in die Vergangenheit. Vor 50 Jahren war die stolze GM-Tochter Opel ein blühendes Unternehmen, allenfalls im Ruf stehend, etwas biedere Autos zu bauen. Eine Sichtweise, die der ab 1968 gebaute Opel GT doch ansatzweise zu erschüttern vermochte. Die zwischen spektakulär und sinnlich changierende „Coke bottle shape“ und alle Attribute eines schnellen Gran Turismo wollten so gar nicht zur Marke passen. Immerhin blieb die Preisgestaltung in Rufweite: Mit Technik aus der Großserie ließ sich ein Grundpreis von um die 10.000 DM realisieren.

Sah der GT auch verblüffend nach der amerikanischen Corvette aus, bot er doch Hausmannskost mit bescheidenen 60 PS in der Einstiegsvariante.

Die wollte aber ohnehin kaum jemand, ein 90-PS-Motor aus dem C-Kadett war der Motor der Wahl. Große Chargen der Produktion gingen in die USA, was nahelegt, GM hätte den GT bald darauf, 1973, gekillt, wegen Konkurrenz zur Corvette. Unwahrscheinlich, die war viel stärker und teurer.

Opel war der französische Auftragsfertiger des GT abhandengekommen, und in den eigenen Werken war kein Platz frei. Also damals schon: Ärger mit den Franzen!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2018)

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