Eine Hubschrauber-Mutter mit Boxermotor

Ein kleiner Spalt in der Motorhaube macht so einen großen Unterschied . . .
Ein kleiner Spalt in der Motorhaube macht so einen großen Unterschied . . .(c) Clemens Fabry
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Fahrbericht. Der Subaru Levorg fährt sich sehr toll, ist aber eine Spur zu überwachend und piep-piep.

Ich wurde die ganze Zeit das Gefühl nicht los, in einem Autobot zu sitzen. Sie wissen, das sind die Roboter vom Planeten Cybertron, die sich in Autos, Lkw und so verwandeln können und auf die Erde gekommen sind. Jedenfalls in den „Transformers“-Filmen, auf die nicht zuletzt Kinder so stehen.

Das Autobot-Gefühl kann einen beim Levorg, dem so schnittigen wie angenehm muskulösen Kombi der eigenbrötlerischen japanischen Marke Subaru (*1953), schon durch dessen Äußeres beschleichen. Was vor allem an der markanten Frontpartie liegt. Da thront auf der kantig geschnittenen Motorhaube jener fern von Sportwagen unübliche Luftschlitz (die Hutze), durch den das 170-PS-Aggregat (1600 ccm3, ein markentypischer Boxer) den Turbo kühlt. Viele erinnert das auch an Filme mit Hawaiihemden, Schnauzern und Brusthaar, aber sieht man die Hutze in Konnex mit dem heuer überarbeiteten Äußeren des seit 2014 gebauten Levorg, dann ist da noch die robotergesichtige Kühlerpartie mit den scharf geschnittenen LED-Augen. Und da klingen die Autobots an. Wenn man so will.

Clemens Fabry

Diese Armada von Lamperln

Man kann bei „Levorg“ auch an die Borg denken, das böse Maschinenwesenkollektiv mit den kubusförmigen Raumschiffen in Star Trek. Allerdings leitet sich der Name profaner ab, und verschwurbelt: vom „Legacy“ (dem seit den 80er-Jahren gebauten Vorgänger), „Revolution“ und „Touring“, aber egal. Nach dem Einsteigen ins 4,70-Meter-Ding, das in der Passat-Klasse spielt, gefallen die nicht hochmütig demonstrierte Eleganz und ordentliche Verarbeitung. Schnell fällt aber die Armada von Displays, Lamperln und Tasten auf, mit denen die Japaner, die 2017 mit 538 Neuzulassungen bei uns 0,15 Prozent des Neuwagenmarktes stellten, das schöne Auto überfrachten. Da sind nicht nur die zu kleinteilig zergliederten Anzeigen hinter dem Lenkrad und der mittige Multimediamonitor, nein, man hat mittig oben ein drittes Display platziert. Das sieht spacig und nach Autobot aus. Doch ob genaue Öltemperatur und Neigungswinkel wichtig sind? Man glaubt immer, irgendwo auf irgendeine Anzeige schauen zu müssen, damit ja alles gut geht.

Dafür soll auch das serienmäßige System EyeSight sorgen: Eine Fahrassistenz, die aus einer Stereokamera an der Frontscheibe die Straße überwacht und beim richtigen Bremsen, Notbremsen, Ausweichen, Losfahren, Spurhalten etc. hilft. Es stellt auch den adaptiven Tempomaten, der genial werkelt. Leider ist alles mit aufgeregtem Lichterlblinken, Gepiepse und Ins-Lenkrad-Greifen verbunden. Man fühlt sich allzu überwacht. Ein Auto wie eine neuzeitliche Hubschrauber-Mutter. Man kann das (sie) aber auch abstellen.

Clemens Fabry

Nicht aus der Kurve zu kriegen

Sonst fährt sich der Levorg toll. Auch dank des permanenten Allradantriebs ist er nicht aus der Kurve zu werfen, nicht einmal auf bekannten Bikerstrecken im Leithagebirge. Das stufenlose Getriebe, das manche ob des Gummibandeffekts stört, zieht ordentlich, doch nicht angeberhaft an. Dabei sind 250 Nm Drehmoment, die aus 170 Benziner-PS gedrechselt werden, nicht übertrieben viel. Mit 9,5 Litern auf 100 km (offiziell: 7 bis 7,2 l) war der Levorg auch etwas durstig.

Es gibt ihn in drei verschwenderisch bestückten Varianten mit identen Antrieben und kaum Extras, was die Wahl einfach macht. Grundpreis: 29.990 Euro; das Testmodell 1,6 GT-S Exclusive 38.990 Euro. Wer Spannenderes als einen Passat oder Octavia will, sollte sich den Levorg anschauen. Es piepst halt wie bei den Autobots. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2018)

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