Lustvolles Fahren mit Hut

Let the Sunshine in – und die Haare wehen im Wind. Das kann man mit einem Windschott und einem Windabweiser aber recht erfolgreich verhindern.
Let the Sunshine in – und die Haare wehen im Wind. Das kann man mit einem Windschott und einem Windabweiser aber recht erfolgreich verhindern.(c) Clemens Fabry
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Für ein Cabrio der E-Klasse von Mercedes gilt: "Ich bin zwei." Geschlossen ist es ruhig wie ein Coupé, offen (und im richtigen Fahrmodus) wild wie ein Roadster.

Wien. Das Cabrio ist vom Aussterben bedroht, seit Jahren gehen die Zulassungszahlen nach unten. Vielleicht ist es ein Zeichen der Zeit – man sucht den biedermeierlichen Rückzug in die Behaglichkeit auch in einem Auto mit fest verbautem Dach.

Vielleicht ist es auch ein Zeichen des Klimawandels, weil es in Österreich entweder schneit, kalt oder regnerisch oder so heiß ist, dass man auf die Klimaanlage nicht verzichten kann.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Vielleicht liegt es auch daran, dass die schönsten und besten Cabrios nur noch im Premiumsegment zu finden sind. Pionier Peugeot hat kein Cabriolet mehr im Programm, bei VW werden nur noch die Beetle-Lagerbestände abverkauft. Man muss also tiefer in die Tasche greifen, wenn man das Auto so fahren will, wie es erfunden wurde. Dafür verwandelt sich jeder einzelne Euro in puren Fahrspaß, wie etwa in der dachlosen Version des Mercedes E 400.

Massagesitz, Surround-Sound

Fangen wir gleich beim Griff in die Tasche an: Unser Testauto hat einen Endpreis von 111.822 Euro. (Startpreis: 65.850 Euro). Dafür bekommt man aber auch zwei Autos. Denn das dick gefütterte Stoffdach stellt sicher, dass man selbst auf der Autobahn hart am Tempolimit kaum störende Geräusche wahrnimmt. Da reist man in vielen Autos mit Blechdach deutlich lauter.

Zieht man dann bis 50 km/h den Hebel in der Mittelkonsole, sitzt man 20 Sekunden später im Freien. Wobei einem Mercedes mit vielen Annehmlichkeiten das offene Fahren erleichtert: Windschott und Windabweiser sorgen dafür, dass keine Verwirbelungen die langen Haare der Beifahrerin durcheinanderbringen, und warme Luft aus den Kopfstützen (Airscarf) verhindert einen steifen Nacken. Einen Hut aber braucht man in diesem Mercedes auf jeden Fall, sonst bekommt man schnell Brandblasen auf der Glatze.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Natürlich kann man über die üppige Sonderausstattung diskutieren, die den Preis sechsstellig macht. Über die Sitze beispielsweise, die einen auf acht verschiedene Arten (von Hot Relaxing über Mobilizing bis Active Workout) in zwei unterschiedlichen Intensitäten massieren und zudem Heizfelder für den Rücken bieten – sind sie wirklich notwendig? Ja, wenn man sie einmal eingeschaltet hat.

Und die Surround-Sound-Anlage von Burmester mit 23 Lautsprechern und 1450 Watt Systemleistung, mit der man bei offenem Dach eine ganze Ortschaft beschallen kann? Vielleicht könnten wir auf den einen oder anderen Lautsprecher verzichten, aber nicht auf die Funktion, die uns verschiedene Atmosphären simuliert – Opernhaus oder Jazzkeller – und den Klang für einen einzelnen Sitz (in unserem Fall den Fahrersitz) optimiert.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)

Oder die vielen ausgezeichnet arbeitenden Assistenzsysteme, die es dem Fahrer erleichtern, die Landschaft zu bewundern: der Spurhalteassistent, der einen zuverlässig zwischen den Fahrstreifen hält und notfalls sogar selbst die Kurven meistert, oder der aktive Abstandsassistent, der sicherstellt, dass man dem Vordermann nicht zu knapp auffährt.

Interessante Spreizung

Damit sind wir beim Fahren, das kaum ein Mitbewerber mittels Dynamikstufen so gut abstimmen und spreizen kann wie Mercedes: Auf „Comfort“ gleitet man gemütlich durch die Landschaft, auf „Sport plus“ fährt man Rennen. Vor allem mit der Allradversion des E 400 mit Drei-Liter-Sechszylinder und 333PS. Und das zu einem durchaus angemessenen Verbrauch von 11,6 Litern Super auf 100 Kilometern.

Wir wollen jetzt gar nicht zu sehr über diese ausgezeichnete Motorisierung schwärmen, weil Mercedes das Cabriolet E400 4matic aus dem Programm nimmt. Abgelöst wird es vom E450 mit 367 PS, der laut Mercedes ab Ende Juli bei den Händlern stehen wird (offiziellen Preis gibt es noch keinen). Oder es gilt das Wenn-schon-denn-schon: Die AMG-Version mit 435 PS und 22 PS EQ Boost beginnt bei 111.460 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2018)

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