So fühlt sich das also an, wenn man andere fahren lässt

Immer brav die Hände am Lenkrad: Fahrassistenz im Nissan Qashqai.
Immer brav die Hände am Lenkrad: Fahrassistenz im Nissan Qashqai. (c) Werk
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Technik. Noch nicht ganz da, wo es sein soll: Mit ProPilot zieht das teilautonome Fahren nun auch bei Nissan ein.

Wien. Die zynische Variante lautet so: Irgendjemand muss uns ja zur Hand gehen, wenn wir beim Autofahren lieber aufs Smartphone schauen als auf die Straße. Die Industrie hat für alles eine Lösung, und so wandern die Roboterassistenten zunehmend in den Mainstream, wo sie – zuvorkommend und vor allem verlässlicher als wir – Abstand und Spur halten.

In der Realität ist man freilich nicht wirklich von den Aufgaben entbunden, die die StVO für uns vorsieht und die die Elektronik auch nur sehr ansatzweise zu schultern vermag. Am Beispiel des Nissan Qashqai mit ProPilot (nur in Verbindung mit CVT-Getriebe): Das Abstandhalten funktioniert schon ganz gut, auch wenn das Auffahren auf das Ende eines Staus immer noch heikel bleibt. Unverändert braucht es ein wenig Geduld, bis das Auto nach Freiwerden der Spur wieder auf Reisetempo beschleunigt, so viel Abstand lassen wir gewohnheitsmäßig nicht – da könnte sich ja ein anderer in die Spur werfen. Was wiederum den Abstandhalter aus dem Konzept bringt, der für Angriffe aus der Flanke nicht wirklich gerüstet ist.

Beim Spurhalten durch Lenkeingriff bedarf es einiger Wohlfühlkriterien für die Elektronik, um wirklich die Geisterhand am Volant drehen zu lassen. Im Idealzustand einer Autobahnfahrbahn mit möglichst frischer Markierung erscheint das grüne Lenkradsymbol als Zustimmung, dann sind auch leichte Krümmungen – Kurven wäre zu viel gesagt – drin. Dennoch dürfen die Pfoten nicht länger als ein paar Sekunden dem Lenkrad fernbleiben. Das System erkennt das sehr feinfühlig, was nicht bei allen Anbietern der Fall ist. Oftmals wird man gerügt, das Steuer zu übernehmen, welches man aber gar nicht aus der Hand gegeben hat – der potenzielle Komfortgewinn schmilzt auf diese Weise recht schnell auf ein permanentes Ärgernis zusammen. Das ist in etwa der Stand der Technik in einer Klasse, für die das Lasersystem Lidar noch unerschwinglich ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2018)

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